Gewaltsame Auseinandersetzungen gab es unter anderem in Paris; in der Hauptstadt wurden drei Polizisten schwer verletzt. Auch in Marseille setzten die Sicherheitskräfte Tränengas und Schlagstöcke ein, in der Hafenstadt im Süden des Landes wurden mehr als 50 Menschen festgenommen. In den Universitätsstädten Nantes und Rennes kam es ebenfalls zu Gewalt.

Vielerorts wurden auch Demonstranten verletzt. Die Gewerkschaften warfen der Polizei vor, auch mit Gummigeschoßen in die Menge geschossen zu haben.

Zu den Protesten hatten Gewerkschaften, Studenten- und Schülerorganisationen aufgerufen. Landesweit nahmen mehr als hunderttausend Menschen teil: Die Behörden sprachen von 170.000 Demonstranten, die Gewerkschaften von 600.000. Allein in Paris gingen nach Angaben der Organisatoren 60.000 Menschen auf die Straße. Insgesamt habe es im ganzen Land mehr als 200 Demonstrationszüge gegeben.

In Toulouse hielten Demonstranten ein Spruchband mit der Aufschrift "Sei jung und halt' die Klappe". Sie spielten damit auf den Frust der Jugend in Frankreich an, unter der die Arbeitslosigkeit bei 25 Prozent liegt. Schüler blockierten landesweit mehrere Gymnasien, Streiks führten zu kleineren Behinderungen im Zug- und Flugverkehr. Weil auch in Druckereien die Arbeit niedergelegt wurde, fehlten an den Kiosken viele Zeitungen.

Es war bereits der vierte landesweite Protesttag gegen Hollandes Reformpläne in weniger als zwei Monaten. Bei den bisher größten Demonstrationen gegen die Lockerung des Arbeitsrechts waren Ende März landesweit nach Angaben der Behörden 390.000 Menschen auf die Straße gegangen, die Veranstalter sprachen sogar von 1,2 Millionen Teilnehmern.

Die Proteste würden nicht nachlassen, versicherte der Chef der Gewerkschaft Force Ouvriere, Jean-Claude Mailly, "denn es gibt echte Probleme mit diesem Gesetz" zur Arbeitsmarktreform. Im Kampf gegen die Rekordarbeitslosigkeit will Hollande unter anderem die 35-Stunden-Woche lockern und die Regeln für betriebsbedingte Kündigungen vereinfachen. Während der Präsident sich davon mehr Jobs erhofft, befürchten Kritiker schlechtere Arbeitsbedingungen und den Verlust sozialer Errungenschaften.

Die Regierung hat auf Druck der Gewerkschaften bereits einige Punkte des Gesetzestextes abgeändert, die Kritiker damit aber nicht zufriedenstellen können. Die französische Nationalversammlung soll sich ab dem 3. Mai mit dem Reformvorhaben befassen. Davor dürfte auch der Tag der Arbeit am 1. Mai im Zeichen der Proteste gegen die Lockerung des Arbeitsrechts stehen, die Gewerkschaften haben bereits neue Aktionen angekündigt.

Im Zuge der Demonstrationen ist auch die Protestbewegung "Nuit debout" entstanden, die sich seit einem Monat jeden Abend am Pariser Place de la Republique versammelt.