Russland bombardiert trotz der Verständigung von München auf eine baldige Feuerpause in Syrien weiter Regimegegner. Russische Jets hätten in der Nacht auf Samstag im Norden des Landes mindestens zwölf Angriffe geflogen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Getroffen worden seien Gebiete nahe der Stadt Azaz sowie weitere Orte unweit der Grenze zur Türkei.

Die bombardierte Region steht den Menschenrechtlern zufolge unter Kontrolle der Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida, islamistischer Gruppen sowie gemäßigter Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA). In Azaz halten sich nach verschiedenen Angaben Tausende Menschen auf, die vor der eskalierenden Gewalt und Luftangriffen in der Region geflohen sind.

Assad auf dem Vormarsch

Russland unterstützt mit der Bombardierung das syrische Regime. Die Armee und ihre Verbündeten hatten Anfang des Monates mit russischer Luftunterstützung im Norden Syriens große Geländegewinne erzielt. So konnten sie etwa die wichtigste Nachschubroute der Rebellen aus der umkämpften Stadt Aleppo in Richtung Türkei kappen.

Russische Jets flogen laut der Beobachtungsstelle, die der Opposition nahesteht, in der Nacht auf Samstag auch nördlich der Stadt Homs weitere Angriffe. Dort waren den Angaben zufolge am Freitag mindestens 16 Zivilisten durch russische Bomben getötet worden.

Westen übt Kritik

Der französische Premierminister Manuel Valls forderte Russland unterdessen auf, seine Luftangriffe in Syrien zu beenden. "Frankreich respektiert Russland und Russlands Interessen", sagte Valls am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz. "Aber um den Weg des Friedens wieder gehen zu können, muss die Bombardierung der syrischen Bevölkerung durch Russland eingestellt werden." Es sei eine politische Lösung nötig, die aber nur möglich sei, wenn es einen echten Waffenstillstand gebe. Die in München zwischen den internationalen Akteuren ausgehandelte Einigung sei ein erster Schritt, sagte Valls. Er schlage einen europäischen Sicherheitspakt vor, auch um die Länder in Nordafrika zu stabilisieren.