Der saudi-arabische Chefdiplomat warnte Russlands Präsidenten Wladimir Putin vor den Folgen seiner Unterstützung für Assad. "Wir haben die Russen darauf aufmerksam gemacht, dass sie zum Kombattanten eines Religionskrieges werden, wenn sie an der Seite Assads und Irans in diesen Konflikt eingreifen. Das ist sehr, sehr gefährlich." In Russland lebten 20 Millionen sunnitische Muslime. "Will das Land den Eindruck erwecken, dass es an der Seite von Schiiten gegen Sunniten kämpft? Russland hat nichts davon", sagte al-Jubeir weiter.

"Ein Mann, der 300.000 Menschen ermordet, zwölf Millionen vertrieben und ein Land zerstört hat, wird in Syrien keine Zukunft haben", verkündete al-Jubeir. Er stellte auch in Abrede, dass die massiven russischen Luftangriffe in Syrien und der Vormarsch der Assad-Truppen auf Aleppo dazu führen könnten, dass Assad im Amt bleibt. Am Ende komme es auf die Entschlossenheit der Syrer an. "Sie lehnen Bashar al-Assad ab, und deswegen werden sie die Stärkeren sein."

Assad hatte am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP gesagt, er wolle ganz Syrien zurückerobern. Die Syrien-Kontaktgruppe hatte sich am Freitag auf eine Feuerpause für das Bürgerkriegsland geeinigt, die in dieser Woche in Kraft treten soll. Am Freitag wurde indes weiter gekämpft, nach Angaben der türkischen Regierung flog Russlands Luftwaffe auch weiter Angriffe.

Saudi-Arabien gilt als wichtiger Unterstützer von Rebellen. Saudi-Arabien geht es darum, den iranischen Einfluss zurückzudrängen. Der Iran ist der saudische Erzrivale im Nahen Osten - und Unterstützer des Assad-Regimes.

Dem Islamischen Staat (IS) sprach al-Jubeir entschieden ab, in irgendeiner Weise islamisch zu sein. "Das ist eine terroristische Organisation, die von Psychopathen geführt wird, die keine Religion und keine Moral haben und die andere Psychopathen anziehen", sagte er und betonte: "Das ist eine Sekte, die geschlagen werden wird."

Für das Frauenfahrverbot in Saudi-Arabien gibt es nach den Worten von al-Jubeir keine religiöse Begründung. "Es handelt sich um eine gesellschaftliche Frage, nicht eine Frage des Glaubens", sagte er am Freitag bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Die saudi-arabische Gesellschaft entwickle sich.

1960 habe es keine Bildung für Frauen gegeben, inzwischen stellten sie 55 Prozent der Studenten im Land. In den USA habe es 100 Jahre gedauert, bis die Frauen wählen durften. "Ich sage nicht: Geben Sie mir 200 Jahre, aber schenken Sie uns etwas Geduld", sagte der Außenminister. "Die Dinge brauchen Ihre Zeit, und wir müssen das akzeptieren."

Saudi-Arabien ist durch den Ölpreisverfall in finanzielle Schwierigkeiten geraten und treibt deshalb die Diversifizierung seiner Wirtschaft voran. Dies könnte das Land langfristig dazu zwingen, auch auf die Arbeitskraft von Frauen zu setzen. Ohne öffentlichen Nahverkehr sind die Frauen allerdings auf das Auto angewiesen, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Bisher dürfen Frauen in Saudi-Arabien anders als in anderen streng islamischen Ländern wie dem Iran nicht Autofahren.