Für das Frauenfahrverbot in Saudi-Arabien gibt es nach den Worten von Außenminister Adel bin Ahmed al-Jubeir keine religiöse Begründung. "Es handelt sich um eine gesellschaftliche Frage, nicht eine Frage des Glaubens", sagte Jubeir am Freitag bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Die saudi-arabische Gesellschaft entwickle sich.

1960 habe es keine Bildung für Frauen gegeben, inzwischen stellten sie 55 Prozent der Studenten im Land. In den USA habe es 100 Jahre gedauert, bis die Frauen wählen durften. "Ich sage nicht: Geben Sie mir 200 Jahre, aber schenken Sie uns etwas Geduld", sagte Jubeir. "Die Dinge brauchen Ihre Zeit, und wir müssen das akzeptieren."

Saudi-Arabien ist durch den Ölpreisverfall in finanzielle Schwierigkeiten geraten und treibt deshalb die Diversifizierung seiner Wirtschaft voran. Dies könnte das Land langfristig dazu zwingen, auch auf die Arbeitskraft von Frauen zu setzen. Ohne öffentlichen Nahverkehr sind die Frauen allerdings auf das Auto angewiesen, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Bisher dürfen Frauen in Saudi-Arabien anders als in anderen streng islamischen Ländern wie dem Iran nicht Autofahren.

Jubeir ging auch auf den Syrien-Konflikt ein und forderte mit scharfen Worten den Rückzug des syrischen Machthabers Bashar al-Assad. Es müsse in Syrien einen Wandel geben, denn Assad sei "der effektivste Magnet für Extremisten und Terroristen", sagte Jubeir. Assad habe dazu beigetragen, die Terrormiliz Islamischer Staat stark zu machen. "Er hat sie zu dem gemacht, was sie heute sind", sagte der Außenminister. Und bevor es in Syrien keinen Wandel gebe und Assad verschwinde, werde man den Islamischen Staat nicht besiegen können.

Dem Islamischen Staat sprach Jubeir entschieden ab, in irgendeiner Weise islamisch zu sein. "Das ist eine terroristische Organisation, die von Psychopathen geführt wird, die keine Religion und keine Moral haben und die andere Psychopathen anziehen", sagte er und betonte: "Das ist eine Sekte, die geschlagen werden wird."

Saudi-Arabien gilt als wichtiger Unterstützer von Rebellen. Die Saudis fordern, dass Assad abtritt. Saudi-Arabien geht es darum, den iranischen Einfluss zurückzudrängen. Der Iran ist der saudische Erzrivale im Nahen Osten - und Unterstützer des Assad-Regimes.