Die Überlegenheit des Westens in der Militärtechnologie lässt nach. Das ist die Kernaussage des Jahresberichts über die globalen militärischen Kräfteverhältnisse vom Internationalen Institut für Strategische Studien (IISS) in London, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Die asiatischen Länder geben jährlich fast 90 Milliarden Euro mehr für Verteidigung aus als die europäischen Nato-Mitglieder.

Demnach sind es vor allem China und Russland, die bei der "Entwicklung und Verwendung fortgeschrittener militärischer Fähigkeiten zunehmend aktiv" sind. "Die militärtechnologische Überlegenheit des Westens erodiert", sagte IISS-Direktor John Chipman.

"Früher hatten wir den Eindruck, dass die westlichen Staaten bei Technologien an der Spitze lagen", sagte  Chipman. Der technologische Abstand werde aber kleiner. Im 21. Jahrhundert gehe es nicht mehr nur um Flugzeuge, Panzer und Kriegsschiffe, wenn von Militärtechnologie die Rede sei, sondern auch um Cyber-Sicherheit, Cyber-Waffen und Drohnen. So habe sich die Zahl der Staaten, die Drohnen einsetzen, in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. China exportiere die unbemannten Flugzeuge sogar nach Nigeria und in den Irak.

Bei den Militärausgaben nehmen die USA noch immer mit weitem Abstand den ersten Platz ein. Sie lagen 2015 laut IISS bei 597,5 Milliarden Dollar (528 Milliarden Euro). Danach kamen China mit 145,8 Milliarden Dollar, Saudi-Arabien mit 81,9 Milliarden Dollar, Russland mit 65,6 Milliarden Dollar und Großbritannien mit 56,2 Milliarden Dollar. Der Anteil der Militärausgaben am Bruttoinlandsprodukt in den USA fiel zwischen 2010 und 2015 von 4,63 Prozent auf 3,27 Prozent.

Das Londoner Institut sieht die wachsende militärische Stärke Russlands mit Besorgnis. Neue russische Marschflugkörper sowie neue Panzersysteme stellten die Verteidigungsgarantie der Nato gegenüber den osteuropäischen Mitgliedsländern grundsätzlich infrage."Die Garantie der Nato gegenüber den östlichen Mitgliedern basiert auf der Annahme, dass ihre Landesverteidigung schnell verstärkt werden kann. Doch Russland setzt militärische Ausrüstung ein, die den Zugang verhindern und die Einsätze im baltischen Raum behindern kann", heißt es in dem IISS-Bericht. "Das stellt den Plan der Allianz sowie ihre gesamte Leistungsfähigkeit in Europa infrage."

Moskau hat seine Militärausgaben 2015 um einen zweistelligen Prozentsatz erhöht.