Doskozil sagte nach den Beratungen, er habe von der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini Befassung zu diesem Thema für die formelle Ratssitzung im April eingefordert. Dies könnte den Weg für eine "zivil-militärische Mission" zum Grenzschutz und zur Errichtung von Hotspots zur Flüchtlingsregistrierung bahnen. Die Reaktion Mogherinis sei "keinesfalls ablehnend" gewesen, es gebe aber von ihr auch keine formelle Zusage. Bereits Doskozils Vorgänger Gerald Klug (SPÖ) hatte im Rahmen der EU seit vergangenen September auf einen zivil-militärischen Armeeeinsatz an der EU-Außengrenze gedrängt, ohne dass das Thema bisher offiziell aufgegriffen wurde.

Doskozil will das Thema auch im Rahmen der Zentraleuropäischen Verteidigungskooperation (CEDC) ansprechen. Als aktueller CEDC-Vorsitzender werde Österreich ein Treffen auf März vorziehen, sagte Doskozil nach Beratungen mit seinen EU-Kollegen in Amsterdam gegenüber der APA. Die CEDC ist eine informelle Plattform für mehr Zusammenarbeit in den Bereichen Sicherheits- und Verteidigungspolitik aus Österreich, Kroatien, Slowenien, Ungarn, Tschechien und der Slowakei. Doskozil kündigte an, dass auch Mazedonien und Serbien an dem Treffen im März teilnehmen werden.

Auch Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) verlangte eine stärke Zusammenarbeit europäischer Länder zum Grenzschutz mit Mazedonien und Serbien. Solange die Sicherung der griechisch-türkischen Grenze nicht funktioniere, "sollten wir durchaus auch mit den Mazedoniern, mit den Serben, mit anderen kooperieren, um den Schengenraum abzusichern", forderte er in Amsterdam. Gerade in Mazedonien, aber auch entlang der Balkanroute gebe es "eine starke Bereitschaft, den Flüchtlingszustrom zu reduzieren, zu drosseln, vielleicht sogar zu stoppen", sagte Kurz, der am Sonntagabend zu einer Reise durch die sechs Westbalkan-Staaten aufbricht. Am Dienstag wird er in Serbien erwartet, am Freitag in Mazedonien.

Kurz hält drei Varianten einer solchen Kooperation für möglich. Die kleinste wäre bilateral, die größte europäisch, die mittlere wäre, dass sich einige Staaten zusammentun. "Wir müssen parallel jetzt schon Gespräche mit Mazedonien und Serbien führen", sagte Kurz, der auf die von Österreich beschlossene Obergrenze von 37.500 Asylanträgen in diesem Jahr verwies. Allein durch den Familienzusammenzug seien an die 30.000 Menschen zu erwarten, im Jänner habe Österreich 7.000 Asylanträge verzeichnet. "Wenn die Lösung nicht an der griechisch-türkischen Grenze stattfindet, muss sie an einer anderen Grenze stattfinden. Im schlimmsten Fall muss sie auch an der österreichischen Grenze stattfinden."

Offiziell steht die Flüchtlingskrise erst am Samstag im Rahmen von Beratungen mit den EU-Kandidatenländern (Serbien, Türkei, Mazedonien, Montenegro und Albanien) auf der Tagesordnung des EU-Außenministerrates in Amsterdam. Der niederländische Außenminister Bert Koenders, dessen Land gerade die EU-Ratspräsidentschaft innehat, sagte auf dem Balkan gebe es derzeit "viele Spannungen. Es gibt eine Art Kaskadenmodell, in dem viele einzelne Nationen Entscheidungen getroffen haben. Es ist jetzt wichtig, gemeinsam vorzugehen, zu sehen, wie wir als Europa mit dem Westbalkan, Griechenland und der Türkei zusammenarbeiten können, um die Flüchtlingsströme zu managen." Deutsche Diplomaten zeigten sich überrascht von dem österreichischen Vorstoß.

Kurz forderte - offenbar in Hinblick auf die Maghreb-Staaten - Mittelkürzungen für Staaten, die keine abgelehnten Asylwerber zurücknehmen. Alle Länder in Europa hätten das Problem, dass zahlreiche Herkunftsländer abgewiesene Asylwerber nicht zurücknehmen. Es sei "notwendig, dass wir diesen Staaten auch ankündigen, dass wir europäische Gelder, auch in der Entwicklungszusammenarbeit, kürzen oder streichen, wenn sie nicht bereit sind, in der Rücknahme von negativ beschiedenen Flüchtlingen zu kooperieren. Wenn wir das nicht tun, werden diesen Menschen zum Großteil in Europa bleiben."

Der slowenische Außenminister Karl Erjavec zeigte sich kritisch gegenüber Österreich, weil das Nachbarland nicht offiziell über die Absicht informiert wurde, Tageskontingente für die Flüchtlinge einzuführen. Kritisch äußerte er sich auch zur Ansage von Kurz, nicht kooperativen Herkunftsländern die Hilfen zu streichen oder zu kürzen. Laut Erjavec führt das nicht in die richtige Richtung. "Man muss aber verstehen, dass es in Österreich Wahlen gibt. Das ist ein wichtiges innenpolitisches Thema. Ich erwarte allerdings, dass das in der Zukunft nicht vorkommt", sagte er laut Nachrichtenagentur STA.