In der Kathedrale der Hauptstadt Bangui öffnete er die "Heilige Pforte". "Möge Bangui die spirituelle Hauptstadt der Welt werden!", wünschte sich Franziskus laut Kathpress in einer kurzen Ansprache.

Das "Heilige Jahr der Barmherzigkeit" beginne frühzeitig in einem Land, das unter Krieg, Hass und dem Mangel an Verständigung leide, so der Papst. In dem vom Bürgerkrieg erschütterten Land seien im Geiste alle Länder anwesend, die das Kreuz des Krieges erlebt hätten. "Wir alle bitten um Frieden, Barmherzigkeit, Versöhnung, Verzeihung, Liebe! Für Bangui, die ganze Zentralafrikanische Republik und die ganze Welt; für alle Länder, die unter Krieg leiden, erbitten wir Frieden."

In seiner Predigt rief Franziskus die Konfliktparteien in der Zentralafrikanischen Republik auf, die Waffen niederzulegen. "Legt diese Instrumente des Todes ab; bewaffnet euch vielmehr mit Gerechtigkeit, Liebe und Barmherzigkeit", sagte er. Mit der Kraft des Glaubens könne der Frieden erreicht werden. "Gott ist stärker als alles", so Franziskus. Er stehe für Gerechtigkeit, Liebe und eine "unbesiegbare Macht".

Beim Moment des Friedensgrußes in der Kathedrale umarmte der Papst auch einen evangelischen Pastor und einen Imam, die in seiner Nähe standen. Bereits auf dem Weg zur Kathedrale hatte Franziskus einen kurzen Stopp an einem Kinderkrankenhaus der Hauptstadt eingelegt. Dabei schenkte er den jungen Patienten Medikamente, die ihm das römische Kinderkrankenhaus Bambino Gesu mitgegeben hatte.

Die Worte und Gesten des Papstes fallen in eine Situation großer Spannungen zwischen Christen und Muslimen: Am Morgen seines Eintreffens in Bangui wurden dort in der Nähe des berüchtigten muslimischen PK5-Viertels zwei junge Christen ermordet, und ihre Familien kündigten umgehend blutige Rache an.

Das sogenannte Jubiläum der Barmherzigkeit begeht die katholische Kirche weltweit ab dem 8. Dezember. An diesem Tag eröffnet es Franziskus feierlich mit dem Aufstoßen der Heiligen Pforte im Petersdom. Das Jubeljahr endet am 20. November 2016.

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Letzte Station der Reise

Eine Sondermaschine der italienischen Fluggesellschaft Alitalia brachte ihn am Sonntagmorgen vom ugandischen Entebbe in die Hauptstadt Bangui. Dort sollte er zunächst mit der Übergangspräsidentin Catherine Samba-Panza zusammentreffen. Im Anschluss wollte er ein Flüchtlingslager besuchen. Um den Schutz von Franziskus bei seinem zweitägigen Aufenthalt in der Zentralafrikanischen Republik kümmern sich UNO-Blauhelme sowie französische Soldaten und einheimische Polizisten.

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Die Zentralafrikanische Republik, einem UNO-Index zufolge das drittärmste Land der Welt, wird seit 2013 von einem Konflikt erschüttert, bei dem sich muslimische Rebellen und christliche Milizen gegenüberstehen. Tausende wurden getötet, Hunderttausende - rund 20 Prozent der fünf Millionen Einwohner - sind vor der Gewalt geflohen.

Franziskus schließt seine sechstägige Afrika-Reise am Montag in Bangui ab. Zuvor hatte er Kenia und Uganda besucht.

Land leidet unter Gewalt

Zum Gewaltausbruch in der Zentralafrikanischen Republik kam es nach einem Putsch gegen Staatschef Francois Bozize im März 2013. Frankreich startete im Dezember jenes Jahres einen Militäreinsatz in Zentralafrika, um die Gewalt in seiner früheren Kolonie zu beenden. Seit September 2014 ist in dem Land eine UNO-Mission im Einsatz.

Auf dem Reiseprogramm des Papstes steht unter anderem auch eine öffentliche Messe im Stadion von Bangui. Zudem will der Pontifex eine Moschee in einem der gefährlichsten Viertel der Stadt sowie ein Flüchtlingslager besuchen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte, sie hoffe auf einen Aufruf des Papstes zu mehr religiöser Toleranz. Franziskus könne mit seiner "großen moralischen Autorität dabei helfen, die Spannungen abzubauen, die zuletzt zu tödlicher Gewalt führten".

Messe mit Zehntausenden

In Uganda hatte der Papst am Samstag eine Messe mit zehntausenden Gläubigen gefeiert. An einem Schrein in der Nähe der ugandischen Hauptstadt Kampala würdigte das katholische Kirchenoberhaupt die christlichen "Märtyrer" des Landes. Der Tod der jungen Katholiken und Anglikaner im 19. Jahrhundert lege Zeugnis von der "Ökumene im Blute" ab, sagte der Papst vor mehr als 100.000 Gläubigen.

Der Tod dieser "Märtyrer" zeige auch, dass "weltliche Freuden und Macht auf Erden" kein dauerhaftes Glück und Frieden brächten, mahnte der Papst. Es seien "die Treue zu Gott, Ehrlichkeit, Integrität und echte Sorge für die anderen, die den Frieden bringen, den die Welt nicht bringen kann".

In Uganda hatte der damalige König Mwanga 1886 viele junge Christen zum Tode verurteilt, die sich geweigert hatten, ihrem Glauben abzuschwören. Die Katholiken und Anglikaner wurden bei lebendigem Leibe verbrannt. Sie wurden 1969 heiliggesprochen. In Uganda sind mehr als 40 Prozent der Bevölkerung katholisch, etwa 30 Prozent bekennen sich zum anglikanischen Glauben.