Im Norden des Irak ist eine weiteres Massengrab mit mutmaßlich mehr als 120 Opfern der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) entdeckt worden. Das Grab rund zehn Kilometer westlich der Stadt Sinjar war mit zahlreichen Sprengfallen gesichert, wie ein Behördenvertreter, Mahma Chalil, am Samstag einer Nachrichtenagentur sagte. Es ist das sechste, das bisher nahe Sinjar gefunden wurde.

Laut Augenzeugen, die die Hinrichtungen mitansehen mussten, könnten in dem Massengrab 123 Tote liegen. Die Überreste konnten bisher nicht geborgen werden. Allerdings wurden einige der Leichname nicht sehr tief vergraben, denn Regen spülte sie wieder frei. In einem weiteren Massengrab in der Gegend werden rund 80 Frauen im Alter zwischen 40 und etwa 80 Jahren vermutet.

Zehntausende Jesiden mussten fliehen

Im Sommer vergangenen Jahres waren im Verlauf einer IS-Blitzoffensive im Nordirak zehntausende Jesiden in die karge Bergregion rings um Sinjar geflohen, wo sie weder Wasser noch Essen hatten. Tausende Männer wurden getötet, Frauen und Kinder entführt und versklavt. Die Angehörigen der kleinen religiösen Minderheit werden von den Jihadisten als Teufelsanbeter verfolgt. Die strategisch und symbolisch wichtige Stadt Sinjar wurde Mitte November von Kurdentruppen aus den Händen des IS zurückerobert.

Bei einem Selbstmordattentat in der nordost-irakischen Stadt Tus Churmatu wurden am Samstag sechs Menschen getötet und 16 weitere verletzt. Der Attentäter brachte sein Auto an einem Kontrollposten zur Explosion, wie ein Regionalvertreter und ein Polizist sagten. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand, jedoch werden in der Region Attentate häufig von sunnitischen Extremisten verübt, insbesondere vom IS.