Vor dem Auftakt des Weltklimagipfels in Paris machen Aktivisten rund um den Globus Druck zu mehr Klimaschutz. An einer Auftaktkundgebung im australischen Melbourne hatten sich 40.000 Menschen beteiligt; Samstag früh gingen in der philippinischen Hauptstadt Manila tausende Menschen auf die Straßen, um auf die Verletzlichkeit ihres Landes aufmerksam zu machen.

PHILIPPINES CLIMATE JUSTICE MARCH
PHILIPPINES CLIMATE JUSTICE MARCH © APA/EPA/MARK R. CRISTINO

Insgesamt sind am Wochenende 2300 Veranstaltungen in 150 Staaten geplant, bevor die Staats- und Regierungschefs am Montag in Paris eintreffen. In Manila beteiligten sich mehr als 2500 Kirchenvertreter, Studenten und Aktivisten an einer Kundgebung, im ganzen Land waren am Samstag Aktionen geplant. Die Philippinen sind eines der am meisten von klimabedingten Naturkatastrophen betroffenen Länder. "Schützt unsere gemeinsame Heimat!" und "Klima-Gerechtigkeit!" stand auf Plakaten. "Wir wollen den Verhandlungsführern in Paris klarmachen, dass unser Überleben nicht verhandelbar ist", sagte Denise Fontanilla, eine Sprecherin der Aktivisten.

"Klimawandel ist nicht cool"

Im australischen Melbourne war die Kampagne am Freitag gestartet. Auf mitgeführten Schildern dort hieß es: "Klimawandel ist nicht cool" oder "Es gibt keinen Planeten B". Unter den Demonstranten waren Gewerkschafter, Umweltschützer und Bewohner von Inseln im Pazifik, die vom Anstieg des Wassers infolge des Treibhauseffekts besonders betroffen sind.

weltweite Proteste
weltweite Proteste © APA/EPA/MARK R. CRISTINO

Weitere Kundgebungen sind am Samstag und Sonntag unter anderem in Berlin, London, Neu Delhi, Kampala, Kyoto, New York, Kairo und São Paulo vorgesehen.

JAPAN CLIMATE MARCH
JAPAN CLIMATE MARCH © APA/EPA/FRANCK ROBICHON

In Paris selbst haben die Behörden zwei für Sonntag sowie für den 12. Dezember geplante Großdemonstrationen verboten. Zur Begründung hieß, nach den Angriffen mit 130 Toten am 13. November drohten in der französischen Hauptstadt weitere Anschläge.

Ablöse für das Kyoto-Protokoll

Rund 10.000 Delegierte aus 195 Ländern verhandeln ab Sonntagabend in Paris unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen über ein neues weltweites Klimaabkommen zur Verringerung von Treibhausgasen. Das Abkommen soll erstmals auch die Schwellen- und Entwicklungsländer zur Reduzierung ihres Kohlendioxidausstoßes verpflichten. Vom Jahr 2020 an soll es an die Stelle des 1997 ausgehandelten Kyoto-Protokolls treten. Die offizielle Eröffnungszeremonie mit zahlreichen Staats- und Regierungschefs findet am Montag statt.

Erklärtes Ziel ist es, die globale Erwärmung auf zwei Grad über dem Temperaturdurchschnitt vorindustrieller Zeit zu begrenzen. Andernfalls droht eine Beschleunigung der Gletscherschmelze, ein Anstieg der Meeresspiegel sowie die Zunahme von Stürmen und anderen extremen Wetterphänomenen.

Wenig Hoffnung auf Durchbruch

Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re hat wenig Hoffnungen auf einen Durchbruch beim Klimagipfel in Paris. Den Politikern sei die Dringlichkeit zwar noch nie so klar wie heute gewesen, sagte der Leiter der Abteilung Naturrisiken, Peter Höppe, in München. Auch die Zusagen für Emissionsminderungen seien nie so weitgehend gewesen.

"Dennoch ist in Paris kaum mit einem Abkommen zu rechnen, das die globale Erwärmung auf zwei Grad begrenzt", meinte Höppe. "Die Fortschritte sind immer noch viel zu langsam, die Emissionen von Treibhausgasen steigen nach wie vor an."

Die großen Verursacher müssten ihre Verantwortung übernehmen, forderte Höppe. "Vor allem China, USA, EU, Indien sowie Russland, die für etwa 70 Prozent der heutigen Emissionen stehen." Der Meteorologe warnte eindringlich vor Lippenbekenntnissen. "Es darf nicht das Ziel sein, nur noch ein scheinbar gesichtswahrendes Ergebnis zu erzielen, mit dem man in der Sache aber kaum weiterkommt."

Mehr Dürren, Starkregen, Hitzeperioden

Die Munich Re versichert weltweit mehr als 5000 Versicherungen gegen Großschäden aller Art und dokumentiert seit Jahrzehnten alle Naturkatastrophen weltweit. Mehr als 36.000 Tropenstürme, Überflutungen und andere Katastrophen hat der Konzern in seiner Datenbank erfasst. Daraus lassen sich die Folgen des Klimawandels nach Ansicht von Höppe klar erkennen: Mehr Dürren, mehr Starkregen, mehr Hitzeperioden. "Ich halte den Klimawandel für die größte Bedrohung der Menschheit in diesem Jahrhundert."