Der Mann mit dem Molotow-Cocktail in der Hand stammte aus dem Flüchtlingslager Al-Arub. Der 19-Jährige drohte, israelische Autos anzugreifen. Zuvor war bereits in einem Dorf westlich von Jerusalem ein Palästinenser von einer Kugel in den Kopf getroffen worden. Die Armee habe in dem Dorf Katanna politische Aktivisten festnehmen wollen, worauf es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Jugendlichen gekommen sei, berichteten Augenzeugen. Sie hätten Steine auf die Soldaten geworfen. Die Truppen hätten geschossen und einen 21-Jährigen tödlich getroffen. Eine Militärsprecherin in Tel Aviv bestätigte die Angaben und sagte, der Mann habe eine "unmittelbare Gefahr" für die Soldaten dargestellt.

Seit Anfang Oktober sind Behörden zufolge mindestens 100 Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen worden, darunter ein 16-jähriger Jugendlicher. Knapp 20 israelische Soldaten wurden bei Messerattacken von Palästinensern getötet. Ein Grund für die Gewalt ist der Streit um Besuchs- und Gebetsrechte auf dem Tempelberg in Jerusalem, der Muslimen und Juden heilig ist.

In den besetzten palästinensischen Gebieten ist die Situation seit Monaten stark angespannt. Seit Anfang Oktober verübten palästinensische Einzeltäter dutzende Attacken auf Israelis, zumeist mit Stichwaffen. 17 Israelis, ein US-Bürger und ein Eritreer wurden bei diesen Angriffen getötet, rund 200 Menschen wurden verletzt. Auf palästinensischer Seite wurden laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP 97 Menschen getötet, ein Großteil davon mutmaßliche Angreifer.

Wie Israels Verteidigungsminister Moshe Yaalon am Donnerstag im staatlichen Radio sagte, wurden zur Gefahrenabwehr innerhalb von zwei Monaten mehr als 800 Palästinenser festgenommen. Ursache der Unruhen ist die anhaltende militärische Besatzung des Westjordanlands, der fortschreitende israelische Siedlungsbau und die Blockade des Nahost-Friedensprozesses. Viele junge Palästinenser sehen daher keine Perspektive für sich und sind bereit, als Attentäter zu sterben.

Die israelische Armee feuerte unterdessen erstmals erfolgreich eine Abwehrrakete vom Typ Barak 8 von einem Marineschiff aus ab, wie ein hochrangiges Mitglied der israelischen Armee mitteilte. Die Boden-Luft-Rakete habe eine kleine und sich sehr schnell bewegende Drohne abgefangen, die einen feindlichen Flugkörper simuliert habe. Der Test sei ein "Meilenstein" gewesen, hieß es.

Die Barak, hebräisch für Blitz, soll unter anderem vor Yachont-Raketen russischer Bauart schützen. Laut israelischen Medienberichten besitzt die israelfeindliche Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon diese Art von Anti-Schiffs-Raketen. Die Yachont fliegt mit Überschallgeschwindigkeit nur wenige Meter über dem Boden auf ihr Ziel zu. Für das Radar ist sie deshalb schwer zu orten. Bis die Barak 8 einsatzfähig sei, bedürfe es allerdings noch weiterer Tests, so der Armee-Angehörige. In ein oder zwei Jahren könne man sie dann in Dienst stellen. Die Rakete wurde zusammen mit Indien entwickelt.