Überschattet wurde das Treffen vom Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs durch die Türkei. Nach Angaben aus Ankara war der Bomber in den türkischen Luftraum eingedrungen, Moskau bestreitet dies. Obama sagte, die Türkei habe "wie jedes Land das Recht, ihren Luftraum zu verteidigen". Allerdings sei nun wichtig, dass die Türkei und Russland Gespräche aufnehmen würden, um "herauszufinden, was genau passiert ist". Es müsse "jede Art der Eskalation" verhindert werden.

Der Zwischenfall im türkisch-syrischen Grenzgebiet verdeutlicht die verworrene Lage im Kampf gegen die IS-Miliz. Die USA greifen an der Spitze einer internationalen Koalition die Jihadisten aus der Luft an. Zu den Alliierten gehört Frankreich, das seine Angriffe nach den von der IS-Miliz reklamierten Pariser Anschlägen deutlich verstärkt hatte. Seit September fliegt auch Russland eigene Luftangriffe in Syrien - der Westen wirft Moskau jedoch vor, mit seinem Militäreinsatz vor allem den verbündeten syrischen Machthaber Bashar al-Assad zu stützen.

Obama appellierte an Russland, eine "konstruktivere" Rolle zu spielen und sich bei den Luftangriffen auf die Jihadisten zu konzentrieren. Eine Kooperation Moskaus wäre "enorm hilfreich, um den Bürgerkrieg in Syrien zu beenden und die Aufmerksamkeit von uns allen auf den IS zu lenken", sagte er. Hollande bekräftigte, dass Assad "so bald wie möglich" zurücktreten müsse.

Französische Kampfflugzeuge zerstörten indes einen IS-Kommandostand nahe der nordirakischen Stadt Mossul. Das verlautete am Rande des Washington-Besuchs von Frankreichs Präsident François Hollande aus Delegationskreisen. Das französische Verteidigungsministerium teilte später mit, dass auch ein Ausbildungslager der Jihadisten angegriffen worden sei.

Die Kampfjets vom Type Rafale starteten demnach vom Flugzeugträger "Charles de Gaulle", den das französische Militär nach den Anschlägen von Paris in das östliche Mittelmeer verlegt hatte. An dem fünfstündigen Einsatz seien auch US-Kampfflugzeuge beteiligt gewesen.

Bei den Anschlägen auf eine Konzerthalle, Restaurants, Cafés und in der Nähe des Fußballstadions Stade de France waren in Paris am 13. November 130 Menschen getötet worden. Obama sprach Frankreich erneut das "tiefste Mitgefühl" der USA aus. Auf Französisch fügte er hinzu: "Nous sommes tous Français" ("Wir sind alle Franzosen").

Von der IS-Miliz würden "ernste Bedrohungen" ausgehen, warnte Obama. Die Vereinigten Staaten seien bereit, die Zusammenarbeit mit Frankreich und anderen europäischen Ländern etwa beim Austausch von Geheimdienstinformationen auszubauen. Der US-Präsident stellte eine "wachsende Erkenntnis" in Europa fest, dass "zusätzliche Bemühungen" nötig seien, um den Strom von ausländischen Kämpfern zur IS-Miliz zu unterbinden. Ausdrücklich rief er die Europäische Union auf, "endlich" ein Abkommen mit den USA zum Austausch von Flugpassagierdaten umzusetzen.

Hollande erklärte, dass Frankreich und die USA neben der Intensivierung der Luftangriffe "all jene" unterstützen würden, die den IS am Boden bekämpfen. Frankreich werde aber nicht mit eigenen Bodentruppen in Syrien eingreifen. Der französische Staatschef forderte außerdem eine Schließung der Grenze zwischen Syrien und der Türkei, um das Einsickern von "Terroristen" nach Europa zu verhindern.

Auf Initiative Frankreichs hatte der UN-Sicherheitsrat in der vergangenen Woche einstimmig eine Resolution verabschiedet, in der die Staatengemeinschaft aufgefordert wird, "alle nötigen Maßnahmen" im Kampf gegen die Jihadisten zu ergreifen. Am Montag hatte Hollande bereits mit dem britischen Premierminister David Cameron über eine Allianz gegen den IS beraten. Am Mittwoch will er Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel in Paris empfangen und am Donnerstag in Moskau den russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen. Am Sonntag wird der chinesische Staatschef Xi Jinping in Paris erwartet.