In Italien wächst die Sorge wegen der großen Zahl minderjähriger Flüchtlinge, die ohne Begleitung durch Erwachsene im Land eintreffen. Zwischen 1. Jänner und dem 31. Oktober 2015 haben 10.322 unbegleitete Minderjährige Italien erreicht, wie das italienische Innenministerium am Freitag mitteilte. Unbegleitet waren dieses Jahr 73 Prozent aller Minderjährigen, die auf Sizilien eingetroffen sind.

Ein Drittel der unbegleiteten Minderjährigen ist spurlos verschwunden. Dabei handelt es sich in 91 Prozent der Fälle um Jugendliche über 15 Jahre, berichtete die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera". 22 Prozent aller unbegleiteten Minderjährigen in Italien stammen aus Ägypten, elf Prozent aus Eritrea und elf Prozent aus Albanien.

Zehn Prozent minderjährig

Bis 31. Oktober sind laut Innenministerium 136.432 Migranten in Italien eingetroffen, zehn Prozent davon sind minderjährig. Viele Minderjährige landen in Flüchtlingseinrichtungen für Jugendliche, wo sie bis zu eineinhalb Jahre verbringen müssen, bis sie identifiziert werden und Asylrecht erhalten. Andere tauchen einfach unter und versuchen auf eigene Faust, Freunde und Angehörige in anderen europäischen Ländern zu erreichen. Sie sind dabei großen Gefahren ausgesetzt.

Laut Experten würden vor allem Jugendliche aus Ägypten, Somalia und Eritrea untertauchen. Sie suchen sofort nach Schwarzarbeit suchen, um ihren Schleppern das Geld für die Reise nach Italien zurückzahlen zu können. Die Behörden befürchten, dass viele minderjährige Mädchen auf dem Strich landen.

Wer in den Jugendeinrichtungen für Flüchtlinge bleibt, muss sich auf eine lange Wartezeit gefasst machen, bis er internationalen Schutz erhält. Minderjährige Flüchtlinge genießen in Italien zwar automatisch den Schutz, den die 1989 verabschiedete UNO-Konvention für Kinderrechte vorsieht. Bis sie identifiziert werden und Asylstatus erhalten, kann es aber lange dauern.