Das Reformprojekt wurde mit 179 Stimmen gegen 16 verabschiedet, sieben Senatoren enthielten sich der Stimme. Der Text muss jetzt noch in vierter Lesung von der Abgeordnetenkammer verabschiedet werden, bevor er noch einer Volksabstimmung unterzogen wird - vermutlich Mitte des kommenden Jahres. Die Reform der Verfassung mit der Abschaffung der Direktwahl des Senats gilt als einer der wichtigsten Punkte im Programm der Regierung Renzi. "Mit dieser Reform können wir Italien in ein einfacheres und gerechteres Land umwandeln", kommentierte Renzi.

Der neue Senat soll der Abgeordnetenkammer den Großteil der Arbeit überlassen und deshalb auch nicht mehr aus gewählten Senatoren bestehen, sondern aus Vertretern der Regionen und Großstädte. Die Zahl der Mitglieder soll von 315 auf 100 reduziert werden. 95 der künftigen 100 Senatoren sollen Vertreter der Regionen bzw. die Bürgermeister von Großstädten sein. Südtirol schickt zwei Repräsentanten in den neuen Senat. Die übrigen fünf Senatoren werden vom Staatspräsidenten ausgewählt und sollen einmalig sieben Jahre im Amt bleiben. Hinzu kommen noch die Ex-Staatspräsidenten, die als Senatoren auf Lebenszeit im Parlament sitzen. Die Senatsmitglieder sollen kein separates Gehalt mehr beziehen, da sie bereits als Vertreter der Regionen bezahlt werden.

Der neue Senat wird für Europafragen, ethische Themen, den Minderheitenschutz, Referenden und Verfassungsänderungen zuständig sein. Für die legislative Funktion in allen anderen Themenbereichen ist nur mehr die Abgeordnetenkammer zuständig. Damit wird das seit 70 Jahren geltende und blockadeanfällige Parlamentssystem mit zwei gleichberechtigten Kammern ersetzt. Der Senat muss anders als bisher der Regierung nicht mehr das Vertrauen aussprechen. Diese Kompetenz wird allein der Abgeordnetenkammer zustehen.

Mit der Verfassungsreform will Ministerpräsident Renzi die Kosten der Politik eindämmen, das Land entbürokratisieren und der öffentlichen Verwaltung mehr Effizienz verleihen. Renzi nannte sein Projekt immer wieder die "Mutter aller Reformen", von der seine politische Zukunft abhänge.