Sorge mache ihm, dass immer wieder Täter auffällig würden, die bisher nicht mit politisch motivierter Kriminalität in Verbindung gebracht werden konnten. Das Radikalisierungspotenzial steige, die rechte Szene provoziere Gegenreaktionen von links.

Zur Terrorgefahr in Deutschland sagte Münch, es gebe bisher zwar 70 Hinweise auf eine mögliche Verbindung von Flüchtlingen zur Extremisten-Miliz "Islamischer Staat" (IS). Im Moment gebe es jedoch keinen konkreten Hinweis auf eine tatsächliche Verbindung, erklärte er.

Die Gewaltexzesse vor Flüchtlingsheimen vor allem in Sachsen reißen unterdessen nicht ab. Auch in der Nacht auf Samstag kam es in Chemnitz und Dresden zu Zwischenfällen. In einer neuen Unterkunft für Asylsuchende in Chemnitz griffen Rechtsextreme Sympathisanten der Flüchtlinge an und verletzten zwei von ihnen leicht, teilte die Polizeidirektion Chemnitz mit. Am frühen Morgen wurde das Gebäude einer Kirchengemeinde attackiert, die Flüchtlinge aufgenommen hatte. Die Täter warfen mehrere Scheiben ein, ein Frau im Inneren des Hauses erlitt dabei Verletzungen. Die Polizei nahm einen 34 Jahre alter Mann in Gewahrsam.

Nach Angaben der Chemnitzer Polizei hatten sich von Freitagnachmittag bis in die Nachtstunden etwa 150 Menschen in der Nähe der Notunterkunft eingefunden - fremdenfeindliche Demonstranten genauso wie Unterstützer der Flüchtlinge. Bereits am Nachmittag sei die Zufahrt zu dem Gebäude mit einem Auto blockiert worden. Der Fahrer erhielt einen Platzverweis und eine Anzeige. Nachdem sich eineinhalb Stunden nach Mitternacht die Menge weitgehend aufgelöst hatte, griffen 30 Rechte die fünf noch verbliebenen Asyl-Unterstützer an. Einer der beiden Verletzten kam zur Untersuchung ins Krankenhaus.

Parallel zu den Ausschreitungen in Chemnitz eskalierte die Situation in den Dresdner Stadtteilen Prohlis und Südvorstadt. In Prohlis sollen Flüchtlinge demnächst in einer Schule unterkommen. Dagegen laufen Rechte und Anrainer seit Tagen Sturm. Am Freitagabend störten zunächst etwa 30 bis 40 Personen ein Willkommensfest, das Helfer für Flüchtlinge organisiert hatten, weil deren Ankunft ursprünglich schon am Freitag erwartet wurde.

Am Abend wurden dann laut Polizei Beamte und Einsatzfahrzeuge mit Flaschen beworfen. Die Randalierer zündeten zudem Pyrotechnik. Die Polizei nahm vier Tatverdächtige vorläufig fest. Gegen drei von ihnen wird wegen Landfriedensbruchs ermittelt, gegen einen wegen Körperverletzung.

Die Polizei war mit Wasserwerfern präsent, setzte sie aber nach eigenen Angaben nicht ein. Bei 52 Personen wurden die Personalien festgestellt. Hinweise auf Verletzte hatten die Ermittler bis Samstagmittag nicht. Bei derartigen Gemengelagen sei es aber denkbar, dass Anzeigen auch später noch erfolgen, hieß es.

In der Dresdner Südvorstadt, wo Flüchtlinge in Großzelten untergebracht sind, warf nach einem Fußballspiel ein Mob von etwa 20 Personen Pyrotechnik auf die Unterkünfte. Eine Gruppe von offenkundigen Hooligans konnte die Polizei vor den Zelten noch abhalten. Aus dieser Menge heraus wurden Beamte in einem zivilen Einsatzfahrzeug attackiert. Die Männer traten gegen des Auto und schlugen eine Scheibe ein, die Polizisten blieben unverletzt.

In Griechenland sollen fünf vermummte Männer vier mit Flüchtlingen überfüllte Schlauchboote vor der Insel Lesbos attackiert haben. Sie hätten die Außenbordmotoren der Schlauchboote zerstört und seien anschließend mit ihrem Schnellboot verschwunden. Die Angreifer sollen Rechtsextremisten gewesen sein. Wie das  Nachrichtenportal "lesvosnews.net" und andere Medien der Insel am Samstag weiter berichteten, trieben die Flüchtlingsboote mehrere Stunden lang führungslos im Meer zwischen der Türkei und der griechischen Insel Lesbos. Der Zwischenfall habe sich bereits am Freitag ereignet. 

Alle Flüchtlinge seien wohlauf, die meisten seien von Fischern und anderen Helfern ins Schlepptau genommen und in Sicherheit gebracht worden. Auf Lesbos und anderen Inseln der Ostägäis sind in den vergangenen Monaten mehr als 400.000 Migranten aus der Türkei angekommen. In ihrer Mehrheit stammen sie aus Syrien und Afghanistan. Sie wollen in die EU, zumeist nach Deutschland, gelangen.