Die deutschen Behörden rechnen einem Medienbericht zufolge in diesem Jahr mit erheblich mehr Flüchtlingen als bisher offiziell erwartet. Allein in den Monaten Oktober bis Dezember würden voraussichtlich bis zu 920.000 weitere Asylbewerber nach Deutschland kommen, berichtete "Bild" am Montag unter Berufung auf eine interne Prognose von Behörden, die als geheim eingestuft sei.

Damit würde dem Bericht nach die Zahl der Flüchtlinge bundesweit auf bis zu 1,5 Millionen in diesem Jahr steigen. Bisher geht die Regierung in Berlin offiziell von 800.000 bis eine Million Flüchtlinge 2015 aus.

EU-Politiker: Erdogan soll Grenzen schließen

Vor dem Besuch des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Brüssel haben deutsche Europapolitiker die Türkei zu stärkeren Kontrollen an ihren Grenzen aufgefordert. "Erdogan muss als Verbündeter Wert darauf legen, dass er die Grenzen wieder schließt", sagte Elmar Brok (CDU), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament, der "Welt" (Montag).

Dabei habe er einen Anspruch auf die Kooperation der EU und auch finanzielle Unterstützung. "Das ist eine Frage der Gegenseitigkeit." Der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff, Vizepräsident des EU-Parlaments, sagte der Zeitung: "Ich erwarte, dass die Türkei fortsetzt, was sie die letzten Jahre gut gemacht hat: eine vorbildliche Flüchtlingspolitik und eine wirksame Kontrolle der Außengrenze."

Erdogan wird am Montag zu Gesprächen mit EU-Spitzenpolitikern in Brüssel erwartet. Im Mittelpunkt seines Besuchs steht die Flüchtlingspolitik und der Schutz der Grenzen. Kein Land hat mehr Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien aufgenommen als die Türkei. Von dort aus überqueren tausende Migranten das Mittelmeer zu den Inseln des EU-Mitglieds Griechenland.