Seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien vor mehr als vier Jahren ist der schiitische Iran der treueste Verbündete des Regimes von Präsident Bashar al-Assad. Teheran aber behauptet, nicht um jeden Preis an Assad festhalten zu wollen. "Nicht Assad, sondern der Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat oberste Priorität", beteuert Irans Präsident Hassan Rohani. Die vergangenen vier Jahre haben nach seinen Worten gezeigt, dass alle Bemühungen des Westens, Assad zu schwächen, nur die Terrormiliz IS gestärkt und auch zum Flüchtlingsdrama in Europa geführt haben.

Außerdem gibt es nach Ansicht des iranischen Präsidenten keine seriöse Alternative zu Assad. Auch die syrischen Oppositionsgruppen müssten einsehen, dass ohne Stabilität auch sie bald kein Land mehr hätten, sollte Syrien letztendlich unter IS-Kontrolle kommen. "Die größte Gefahr für die Welt wäre, wenn Terrorgruppen zu Terrorstaaten werden", sagte Rohani kürzlich bei den Vereinten Nationen.

Der Iran fordert daher interne Verhandlungen zwischen allen Streitparteien in Syrien und freie Wahlen. Nicht das Ausland, sondern die Syrer selbst sollten in einem demokratischen Prozess über ihre und auch Assads politische Zukunft entscheiden. Nur an den Wahlurnen könne Assad gestürzt werden, nicht durch ausländische Gewalt, sagte Ali Shamchani, Generalsekretär des Nationalen Sicherheitsrats.

"Das hört sich ja alles sehr vernünftig an, ist aber nicht ganz uneigennützig",  sagt ein ausländischer Diplomat in Teheran. Der Iran verfolge in Syrien eine Doppelstrategie. Es gehe dem Iran nicht nur um Demokratie in Syrien. Dahinter stecke auch der Kampf gegen den Erzfeind Israel. Die Befreiung Palästinas von "zionistischer Besetzung" ist die Hauptdoktrin der iranischen Außenpolitik. Syrien als Verbündeten zu verlieren, würde den einzigen geografischen Zugang des Irans zur anti-israelischen Schiiten-Miliz Hisbollah im Südlibanon blockieren. Damit wäre der "lange Arm" Irans im Kampf gegen Israel dann auch weg, so der Diplomat.

Daher unterstützt der Iran seit langem die syrische Regierung mit Krediten und Öllieferungen. Zudem ist von direkter militärischer Hilfe und einem Einsatz von iranischen Revolutionsgarden an der Seite der syrischen Regimetruppen die Rede. Auch die Hisbollah und vom Iran finanzierte Schiiten-Milizen aus dem Irak kämpfen in Syrien.

Presseberichte über eine direkte Unterstützung der syrischen Streitkräfte hat Teheran bisher weder bestätigt noch dementiert. Das Außenministerium werde nicht "jeden einzelnen Pressebericht" kommentieren, hieß es. Die offizielle Version lautet weiterhin, dass man die Regierung Assad im Kampf gegen den IS militärisch berate und ihr beistehe. Eine direkte Präsenz in Syrien gebe es nicht.

Doch Osama Abu Zeid, Militärberater der moderaten Freien Syrischen Armee (FSA), sieht dafür deutliche Anzeichen. Es seien starke Truppen der iranischen Revolutionsgarden und der Hisbollah zusammengezogen worden, sagt er. "Wir haben zuverlässige Informationen, dass Assad und seine Verbündeten eine Bodenoffensive vorbereiten." 

Passen würden dazu auch die Ziele der russischen Luftwaffe. Sie bombardierte in den ersten Tagen vor allem nordsyrische Gebiete wie die Provinz Idlib, in denen es keine IS-Kämpfer gibt, sondern die von anderen Rebellengruppen gehalten werden, die den IS bekämpfen. "Die russische Bombenkampagne zielt auf syrische Mainstream-Rebellen ab, die durch ihre militärischen Erfolg seit Anfang des Jahres das Assad-Regime bedrohen", sagt er: "Es ist kein Verdacht: Russland will zuallererst das Überleben von Machthaber Assad sichern."

Trotzdem haben Assads Anhänger massiv an Boden verloren. Besonders schmerzlich war sie für die Niederlage in der nordsyrischen Provinz Idlib, die sie an ein Bündnis verschiedener Rebellen abgeben mussten. Neben moderaten Kräften sind dabei auch der Al-Kaida-Ableger Al-Nusra-Front sowie die radikal-islamische Gruppe Ahrar al-Sham stark vertreten. Vor allem für die Regime-Hochburg entlang des Küstenstreifens um die Stadt Latakia stellen diese Regimegegner eine Gefahr dar. Sollten sie in diese Region eindringen oder sie einnehmen können, wäre das womöglich das Ende von Assad.