Es brauche eine "Kursänderung", betonte der bayerische Politiker. "Schon in den nächsten Tagen kann eine Situation entstehen, in der Bayern die Grenzen seiner Möglichkeiten erreicht, weil die anderen Bundesländer es nicht mehr schaffen, Flüchtlinge aufzunehmen", sagte Scheuer. Er forderte zudem, über "eine Obergrenze für die Aufnahme von Asylbewerbern" zu reden.

Der CDU-Innenpolitiker Clemens Binninger hält es nach eigenen Angaben ebenfalls für nötig, "wirksame Kontrollen an den deutschen Außengrenzen durchzuführen und auch Asylbewerber zurückzuweisen".

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer drängte die Bundesregierung in der Flüchtlingspolitik zum Handeln. "Wir haben die Kapazitätsgrenze erreicht, mehr geht nicht mehr", sagte der CSU-Vorsitzende am Samstagabend in einem Interview des Bayerischen Fernsehens. Wenn es nicht gelinge, die Zuwanderung zu begrenzen, dann drohe vor dem Winter ein "Kollaps mit Ansage".

Nach Angaben der bayerischen Landesregierung vom Mittwoch reisten seit Anfang September zwischen 270.000 und 280.000 Flüchtlinge nach Deutschland ein. Das wären mehr als im gesamten Jahr 2014 Asylanträge in Deutschland gestellt wurden.

Deutschland hatte am 13. September wegen der hohen Flüchtlingszahlen vorübergehend wieder Kontrollen an den Außengrenzen - insbesondere zu Österreich - eingeführt. Diese sind im sogenannten Schengen-Raum eigentlich abgeschafft. Ziel der Kontrollen ist es nach Regierungsangaben, bereits beim Grenzübertritt die Identität der Flüchtlinge festzustellen und so für "geordnete" Verfahren zu sorgen. Für Flüchtlinge geschlossen sind die Grenzen damit nicht. Einige Politiker bezeichneten die Grenzkontrollen bereits als wirkungslos.

EU-Kommissar Günther Oettinger erwartet noch für heuer eine Harmonisierung des Aslyrechts in der EU. "Ich hoffe, dass wir schon vor Jahresende zu einer Grundsatzentscheidung der EU-Staaten über die weitere Vergemeinschaftung des Asylrechts kommen", sagte Oettinger der "Rheinischen Post" (Samstag).

Er unterstütze die Forderung des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble nach einem einheitlichen Asylrecht aller EU-Staaten "voll und ganz", sagte der deutsche Christdemokrat. Schäuble hatte zuvor rasche Fortschritte bei der Schaffung eines europäischen Asylrechts und einer gemeinsamen Asylpolitik gefordert. Zudem müsse der Zugang nach Europa kontrolliert werden.

Oettinger sagte, auch künftig müsse überall in der Europäischen Union gelten, "dass Menschen, die in der Heimat verfolgt werden, ein individuelles Asylrecht haben. Dieses materielle Asylrecht können und wollen wir nicht absenken", so Oettinger. Der deutsche EU-Kommissar ist innerhalb der Behörde für das Thema Digitalwirtschaft zuständig.

Die EU-Kommission lehnte indes die Einrichtung von Transitzonen für Flüchtlinge an der deutschen Grenze einem Medienbericht zufolge ab. Nach Ansicht der Kommission ließen der Schengen-Vertrag und die Asylverfahrensrichtlinie, die Deutschland noch umsetzen muss, ein solches Verfahren nur auf Flughäfen und an den Außengrenzen des Schengen-Raums zu, meldet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung".

An den Binnengrenzen dürften demnach allenfalls vorübergehend für einige Wochen Transitzonen mit Absperrungen geschaffen werden; dies könne jedoch keine dauerhafte Lösung sein. Nach Informationen der Zeitung teilte die Kommission ihre Rechtsauffassung der deutschen Bundesregierung Ende der Woche mit. Bereits am Mittwoch habe EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeskanzler Werner Faymann über die Angelegenheit in einer Telefonkonferenz gesprochen, heißt es in dem Bericht.

Der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere will die rechtliche Möglichkeit schaffen, Flüchtlinge künftig vor der Entscheidung über die Einreise nach Deutschland bis zu einer Woche in Transitzonen an den Landesgrenzen festzuhalten. Das sieht ein Referentenentwurf aus dem Innenressort vor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. In diesem Zeitraum soll geprüft werden, ob die Betroffenen Anspruch auf Asyl haben. Ist dies nicht der Fall, wird die Einreise verweigert.