Größter Streitpunkt sind die geplanten Lokalwahlen, mit denen die Rebellen in dem von ihnen beherrschten Gebiet Fakten schaffen könnten. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hatte nach einem Gipfeltreffen mit Putin und dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko am Freitag in Paris gesagt, Putin habe sich "verpflichtet", diesbezüglich auf die Rebellen einzuwirken. Der Westen fordert, dass die Wahlen wie im Minsker Abkommen vereinbart nach ukrainischem Recht stattfinden.

Einen Tag nach dem Gipfeltreffen in Paris zur Ukraine-Krise begannen indes beide Konfliktparteien mit dem Abzug von Panzern und kleineren Waffen von der Frontlinie in der Ostukraine. Nachdem am Samstag zunächst die prorussischen Separatisten in der Region Luhansk den beginnenden Rückzug meldeten, erklärte auch die ukrainische Armee den Start des Prozesses.

Die bewaffneten Kräfte in der Region Luhansk (Lugansk) hätten den Abzug gestartet, berichtete die Nachrichtenagentur der Rebellen am Samstag. Ein Konvoi von Panzern habe sich zu einem Ort 15 Kilometer hinter der Frontlinie in Bewegung gesetzt. Der Rückzug erfolge "entsprechend der Vereinbarung von Minsk". Die Informationen waren zunächst nicht von unabhängiger Seite zu überprüfen.

Die Rebellen in der Region Donezk dagegen erklärten, erst nach dem 18. Oktober mit dem Abzug zu beginnen, wenn die Waffenruhe halte. Es sei Aufgabe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), "als Verantwortliche", den Zeitpunkt zu bestimmen, sagte Separatistenkommandeur Eduard Basurin vor Journalisten.

Der ukrainische Armeesprecher Andrej Lyssenko erklärte, die Armee werde ab Samstagnachmittag mit dem Abzug beginnen. Dasselbe werde von den Rebellen erwartet, niemand wisse aber, wohin sich der Panzerkonvoi bewege.

Frankreichs Präsident Francois Hollande hatte bereits nach dem Treffen mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem ukrainischen Staatschef Petro Poroschenko am Freitag in Paris angekündigt, dass ein Abzug von Waffen mit einem Kaliber unter 100 Millimetern aus der Pufferzone in der Nacht auf Samstag beginnen solle. Die Umsetzung dieser Vereinbarung im Zuge des Abkommens von Minsk wird mehr als 40 Tage dauern.

Nach der im Februar geschlossenen Friedensvereinbarung von Minsk sollten eigentlich Waffen mit einem Kaliber von mehr als 100 Millimetern von der Frontlinie abgezogen werden. Die Vereinbarung wurde jedoch immer wieder gebrochen, was nach Angaben internationaler Beobachter zum Tod von mehr als tausend Menschen führte.

Bei dem Gipfeltreffen in Paris wurde am Freitag auch vereinbart, dass die für Ende Oktober geplanten ukrainischen Lokalwahlen verschoben werden sollen. Mit der Verschiebung auf das kommende Jahr soll ermöglicht werden, dass die Wahlen landesweit gemäß den Vereinbarungen des Minsker Friedensplans abgehalten werden.

Ziel der Beratungen war es, die Umsetzung der Minsk-Abkommens zu beschleunigen, das den Konflikt mit mehr als 8.000 Toten beenden soll. Seit Februar gab es in einigen Bereichen Fortschritte - unter anderem wird seit Anfang September eine Waffenruhe weitgehend eingehalten. Doch in vielen Punkten stockt die Umsetzung des Friedensabkommens, insbesondere auf politischer Ebene. Poroschenko sagte nach dem Treffen, der Krieg sei erst beendet, wenn keine Gebiete mehr besetzt seien.

Die Regierung in Kiew und westliche Regierungen werfen Moskau vor, die Separatisten unter anderem mit eigenen Soldaten zu unterstützen. Russland bestreitet dies. Die EU verhängte deswegen Wirtschaftssanktionen gegen Moskau. Zum Jahresende soll geprüft werden, ob sie schrittweise aufgehoben werden, sofern es Fortschritte bei der Umsetzung der Minsker Vereinbarungen gibt.