Die Zahl der seit Jahresbeginn über das Mittelmeer nach Europa geflüchteten Menschen hat die Marke von
500.000 überschritten. Seit 1. Jänner 2015 seien knapp 515.000 Menschen über diesen Weg nach Europa gekommen, teilte das Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) am Dienstag mit.

Mit 383.000 Menschen kamen die meisten Mittelmeerflüchtlinge in Griechenland an, wie das UNHCR mitteilte. An zweiter Stelle stand demnach Italien mit 129.000 Ankömmlingen. Etwa 2.980 Menschen kamen
demnach bei dem Versuch, auf häufig kaum seetüchtigen Booten Europa zu erreichen, ums Leben. Erst am Montag waren mehr als 1.100 Flüchtlinge bei zahlreichen Einsätzen vor der libyschen Küste aus dem Mittelmeer gerettet worden.

Die Europäische Union (EU) sieht sich seit Wochen einem
beispiellosen Andrang von Flüchtlingen gegenüber. Viele Menschen kommen aus dem Bürgerkriegsland Syrien, in dem der Konflikt vor mehr als vier Jahren seinen Anfang nahm. Von den in diesem Jahr bereits über das Mittelmeer geflüchteten Menschen stammten den UNO-Angaben
zufolge 54 Prozent aus Syrien. Unter den in Griechenland
angekommenen Flüchtlingen kamen demnach 71 Prozent aus dem Bürgerkriegsland.

Erst am Montag waren insgesamt 1.151 Menschen von kenternden Booten im Mittelmeer aufgenommen worden, wie die italienische Küstenwache mitteilte. Die Rettungseinsätze erfolgten den Angaben
zufolge in internationalen Gewässern. Allein die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) nahm am Montag 373 Flüchtlinge an Bord ihres Schiffs "Dignity One". Wie ein MSF-Sprecher sagte, wurden die geretteten Flüchtlinge, darunter zahlreiche Frauen und Kinder, nach
Italien gebracht.

Die libysche Küstenwache rettete am Dienstag nach eigenen Angaben 346 Flüchtlinge aus Seenot, darunter fast hundert Frauen und Kinder.
Drei Boote wurden demnach östlich der Hauptstadt Tripolis entdeckt.
Die Flüchtlinge wurden bei einem mehrstündigen Einsatz zunächst zu einem Marinestützpunkt in Tripolis gebracht, bevor sie in Aufnahmezentren untergebracht wurden.

Von Libyen aus brechen besonders viele Flüchtlinge zu der
gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer auf. In dem Land herrscht mit zwei rivalisierenden Regierungen politisches Chaos. Die um sich greifende Unsicherheit und der Kontrollverlust der Behörden erleichtern Schleppern das Geschäft mit Flüchtlingen.

Unterdessen kam ein irakischer Flüchtling bei einem Versuch, heimlich nach Großbritannien zu gelangen, in einem Lastwagen in Nordfrankreich ums Leben. Nahe dem Hafen von Calais entdeckte ein Lastwagenfahrer Dienstagfrüh den 20-Jährigen tot im Anhänger seines
Lkw, wie die Behörden mitteilten. Der Flüchtling wurde offenbar durch Paletten erschlagen. Zwei Verwandte des Mannes blieben unverletzt. Den Behörden zufolge starben in der Region um Calais seit Ende Juni zwölf Flüchtlinge bei dem Versuch, nach Großbritannien zu gelangen.