Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) übte massive Kritik am langsamen Agieren der EU in der gegenwärtigen Flüchtlingskrise und forderte einen raschen EU-Sondergipfel. Es brauche dringend eine europäische Antwort, "sonst werden immer mehr Staaten versuchen, Einzelmaßnahmen zu setzen", warnte Kurz.

Angesprochen auf den in Medien kolportierten geplanten Vorschlag der EU-Kommission, zusätzlich zu den bereits vorgeschlagenen 40.000 weitere 120.000 Flüchtlinge in Europa zu verteilen, sagte Kurz, Österreich unterstütze "eine ordentliche Quotenregelung". Entscheidend sei, dass sich die Quote nicht nur auf Transitländer fokussiere, sondern auf alle betroffenen Länder gleichermaßen. "Wir haben im Moment in Österreich so viele Flüchtlinge wie 18 andere EU-Staaten zusammen." Griechen und Italiener würden alles tun, "um Flüchtlinge weiterzuwinken nach Mitteleuropa".

Asselborn begrüßte die Ankündigung Großbritanniens, mehrere tausend aus Syrien geflohene Menschen aufnehmen. Eine Verteilung von Flüchtlingen per Quote in Europa sei "machbar". "Wir sind jetzt in einer anderen Stimmung", so der luxemburgische Außenminister. Die EU müsse sich auf Griechenland konzentrieren. Athen brauche europäische Hilfe, damit Flüchtlinge registriert und versorgt werden und nicht weiter nach Norden ziehen, sagte Asselborn. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier forderte die EU-Staaten in der Flüchtlingskrise zu einem Ende von Schuldzuweisungen auf.

Auch EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn sieht aufgrund der allgemeinen Entwicklung und der Flüchtlingsbilder einen "erheblichen Umdenkprozess" in der europäischen Bevölkerung. "Daher hoffe ich sehr, dass es nicht nur eine Solidarität zwischen den Mitgliedsländern gibt, sondern auch Verständnis, dass man diese Menschen aufnehmen soll", sagte er. Hahn kündigte "ambitionierte Vorschläge" der EU-Kommission zur Verteilung von Flüchtlingen an. "Das europäische Projekt funktioniert nur, wenn alle begreifen, dass man etwas beizutragen hat."

Die osteuropäischen Staaten stehen einer europäischen Flüchtlingsquote weiterhin ablehnend gegenüber. Der litauische Außenminister Linas Linkevicius wollte die Zahl von 120.000 zu verteilenden Asylbewerbern nicht kommentieren. Diese Zahl "kommt von nirgendwo her". Linkevicius versicherte aber: "Wir sind Teil der Diskussion, wir werden Lasten tragen."

Weiterhin skeptisch steht die Slowakei einer verbindlichen EU-Flüchtlingsquote gegenüber. "Das ist nur ein kleiner Teil des Problems, nicht eine Lösung", erklärte der slowakische Außenminister Miroslav Lajcak gegenüber der APA. Quoten würden mehr Fragen aufwerfen, etwa wer über die Zuteilung entscheide und wie sichergestellt werde, dass die Migranten nicht weiterziehen.

Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto verteidigte das Vorgehen seines Landes in der Flüchtlingskrise. "Wir haben Migranten, die sich der Kooperation mit den ungarischen Behörden widersetzen", sagte er. Ungarn verteidige die Schengen-Außengrenze und halte die Dublin-Verordnung ein. Es sei eine klare Unterscheidung zwischen Flüchtlingen und Wirtschaftsmigranten nötig. "Wir sind bereit, Flüchtlinge aufzunehmen, aber wir sind nicht bereit, Wirtschaftsmigranten aufzunehmen", betonte Szijjarto. "Europa muss aufhören, unrealistische Träume und Hoffnungen in den Menschen zu schaffen."