Das Schiff konnte rechtzeitig ablegen, wie Augenzeugen berichteten. Um sich ein Bild von der Lage zu machen, wollen EU-Kommissions-Vizepräsident Frans Timmermans und der für Migrationsfragen zuständige EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos am Freitag nach Kos reisen. Im Mittelpunkt der Gespräche stand laut Regierungskreisen die Einrichtung einer zentralen und personell gut ausgestatteten Aufnahmestelle in Piräus, die zuständig für die Registrierung der Tausenden Migranten sein soll.

Amnesty International rief die Behörden auf, umgehend dafür zu sorgen, dem "andauernden Leid Tausender Flüchtlinge, darunter zahlreiche Kinder, ein Ende zu setzen". Die Flüchtlinge lebten bei sengender Hitze unter "unmenschlichen Bedingungen". Die meisten Flüchtlinge wollen nicht im krisengeschüttelten Griechenland bleiben, sondern weiter in andere europäische Länder reisen, wo sie auf bessere Lebenschancen hoffen.

Auf Inseln der Ostägäis herrschen teils chaotische Zustände. Hunderte Migranten schlafen im Freien und werden nur mangelhaft versorgt.

Rund 2.500 Flüchtlinge trafen Freitagfrüh in der Hafenstadt Piräus ein. Sie kamen an Bord der Fähre "Eleftherios Venizelos". Die Fähre hatte die Menschen am Vortag von den Inseln Kos, Kalymnos, Leros und Lesbos abgeholt. Am Donnerstagabend war eine andere Fähre mit mehr als 1.700 Migranten aus Lesbos in Piräus eingelaufen, wie ein Offizier der Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstagmorgen mitteilte. Die beiden Fähren sollten am Freitag erneut zu den Inseln der östlichen Ägäis fahren.

Großbritannien will indessen mehrere tausend aus Syrien geflohene Menschen aufnehmen. Es würden Flüchtlinge geholt, die in Lagern nahe der syrischen Grenze lebten, sagte Premierminister David Cameron am Freitag in Lissabon, wo er sich zu Gesprächen über EU-Reformen aufhielt. Details würden kommende Woche bekannt gegeben.