Nach einem gewaltsamen Zwischenfall hatte Venezuela Mitte August einen ersten Teil seiner Grenze zu Kolumbien dicht gemacht. Am Freitag wurde ein weiterer Grenzabschnitt geschlossen, um dort gegen "Paramilitarismus, Kriminalität, Schmuggel, Entführungen und Drogenhandel" vorzugehen, wie der venezolanische Präsident Nicolas Maduro sagte. 3.000 Soldaten würden dort nun "jeden Stein umdrehen, um die Paramilitärs aufzustöbern".

Die Regierung in Caracas macht kolumbianische Paramilitärs für den gewaltsamen Zwischenfall verantwortlich, bei dem drei Soldaten und ein Zivilist von Angreifern auf Motorrädern verletzt worden waren. Maduro rief zudem für mehrere Städte im Grenzgebiet den Ausnahmezustand aus. Am Donnerstag beorderten Caracas und Bogota ihre Botschafter zu Konsultationen zurück.

Im Grenzgebiet zwischen Venezuela und Kolumbien waren zuletzt verstärkt Guerilleros, Paramilitärs, Drogenhändler und Schmuggler aktiv. Wegen deutlich niedrigerer Preise werden aus Venezuela auch Benzin und Lebensmittel nach Kolumbien geschmuggelt.

Nach der Grenzschließung hatten die venezolanischen Behörden zudem damit begonnen, tausende kolumbianische Bewohner abzuschieben. Tausende weitere verließen das Land aus eigenem Antrieb.

Santos besuchte neben den behelfsmäßigen Unterkünften der Flüchtlinge auch eine Tankstelle, wo zahlreiche Menschen stundenlang auf Benzin warteten. Wie der Bürgermeister von Cucuta, Donamaris Ramirez, sagte, hatten sich die meisten Bewohner ihr Benzin bisher bei Schmugglern besorgt. Nun seien sie wieder auf die offiziellen Tankstellen angewiesen.

Die US-Regierung rief am Samstag beide Seiten zu Gesprächen auf. Santos erklärte, er wolle im Verhältnis zum Nachbarland weiterhin "Entschlossenheit" zeigen. Nötig seien aber auch "Dialog und Diplomatie". Maduro hatte Santos bereits am Freitag ein Treffen angeboten. Es sei an der Zeit, die Angelegenheit zu klären. Santos forderte eine außerordentliche Sitzung der Außenminister der Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR). Die beiden Nachbarländer hatten bereits vor einigen Jahren ihre diplomatischen Beziehungen vorübergehend abgebrochen.