Der eineinhalbstündige Vorbeimarsch auf den Zagreber Straßen am Dienstagabend war pompös. 20 Jahre nach dem Kriegsende demonstrierte Kroatien seine militärische Stärke: rund 3.000 Angehörige von Armee, Polizei, Kriegsveteranen aber auch Zivilschutz und Feuerwehr sowie 300 Militärfahrzeuge, darunter dutzende Panzer und Radpanzer, zogen an der Ehrentribüne mit der gesamten kroatischen Staatsspitze vorbei. Flugzeuge und Hubschrauber überflogen den Aufmarsch, der von tausenden Zuschauern am Straßenrand bejubelt wurde. Eine überdimensionierte, 25-Meter große, kroatische Flagge, wurde in die Höhe gehoben.

Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic, Regierungschef Zoran Milanovic sowie der Parlamentspräsident Josip Leko unterstrichen nach der Militärparade die Legitimität der Militäroperation in einem Krieg, der Kroatien aufgezwungen worden sei, und bedauerten die Opfer auf beiden Seiten. Kroatien habe das Recht, die Ereignisse, die vor 20 Jahren zum Frieden führten, auf diese Weise zu feiern, hieß es. "Das war ein Aufmarsch des Friedens und nicht des Krieges", sagte die Staatspräsidentin. Auch der Premier betonte, dass Kroatien nicht den Krieg und niemandes Leiden feiert, sondern die Freiheit, den Frieden und den Sieg über "eine verbrecherische Politik".

Die kroatische Staatsspitze schickte damit eine einstimmige Botschaft an Serbien, das die Jubiläumsfeier, insbesondere aber die Militärparade stark kritisierte. Serbien, das seinem Nachbarland ethnische Säuberung der serbischen Bevölkerung während der Militäroffensive in Krajina vorwirft, erklärte den Jahrestag von "Oluja" zum nationalen Trauertag. Die heurige Militärparade hatte die angespannten Verhältnisse zwischen den beiden Ländern zugespitzt.

Eine Großfeier ist am Mittwoch auch in der Stadt Knin, der einstigen Hauptstadt der von Serben selbstproklamierten Republik Srpska Krajina, geplant. Zu diesem Anlass wurde auf der Festung eine fast drei Meter große Statue des damaligen Staatspräsident Franjo Tudjman aufgestellt. Die überlebensgroße Bronzestatue wird am morgigen Nationalfeiertag von der aktuellen Präsidentin enthüllt. Bereits am Dienstagabend wurde in der Stadt eine neue Kirche, eine der größten im Land, eingeweiht.

Der kroatische Nationalfeiertag "Tag des Sieges und der heimatlichen Dankbarkeit und Tag der kroatischen Verteidiger" am 5. August erinnert an die Befreiung der Stadt Knin, die als Symbol des kroatischen Sieges über den serbischen Aggressor gilt. Im Laufe der Militäraktion (4. bis 7. August 1995) haben rund 200.000 kroatische Soldaten innerhalb von 84 Stunden den Großteil des besetzten Territoriums zurückerobert. Mehr als 10.000 Quadratkilometer bzw. fast ein Fünftel des gesamten kroatischen Gebietes wurden dabei befreit. Die Region Krajina wurde seit 1991 von serbischen Rebellen mit Hilfe der jugoslawischen Armee kontrolliert.

Allerdings hatte "Oluja", die in Kroatien die nationalen Gefühle aufblühen lässt, auch eine schattige Seite. Nach Angaben des kroatischen Helsinki-Komitees wurden im Zuge der Operation mehr als 600 serbische Zivilisten getötet, mehr als 200.000 Serben mussten fliehen.