Das Ringen um Antworten auf den verstärkten Zustrom von Schutzsuchenden nach Europa wird immer verzweifelter. Das zeigte am Dienstag nicht zuletzt die Aussage des Europa-Direktors des UN-Flüchtlingshochkommissariates Vincent Cochetel. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa forderte dieser, sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge konsequenter abzuschieben.

Zwar ist das UNHCR qua Mandat lediglich für anerkannte Flüchtlinge, also jene die aufgrund von Verfolgung oder Krieg in ihrem Heimatland fliehen mussten, zuständig. Die Unterscheidung zwischen diesen "Asylberechtigten" und "Wirtschaftsflüchtlingen", die vor Armut oder Hunger fliehen, wird jedoch von zahlreichen Hilfsorganisationen kritisiert. Weshalb Cochetels Aussagen umso überraschender kamen.

"System blockieren"

Wirtschaftsflüchtlinge würden das "System blockieren", argumentierte der UNHCR-Direktor gegenüber der dpa. Sie müssten "schneller zurückgeschafft" werden, um "Platz für wirklich Schutzbedürftige zu gewähren", forderte er. "Nur so versteht die Bevölkerung, dass diejenigen, die bleiben, wirklich schutzbedürftig sind." Gegenwärtig würden nur 40 Prozent der Wirtschaftsmigranten "zurückgeschafft", sagte Cochetel, hier müsse die EU "konsequenter sein".

In den Ländern, aus denen Wirtschaftsflüchtlinge kommen, müsste "klargemacht" werden, "dass die Betreffenden kein Asyl erhalten", betonte der UNHCR-Direktor. "Stattdessen braucht es für diese Länder gezielte, kontrollierte Gastarbeiterprogramme, die es einigen erlaubt, saisonale Arbeit in der Landwirtschaft oder auf dem Bau zu verrichten."