Während der yezidische Zenralrat in Deutschland von Ankara ein ehrliches Engagement im Kampf gegen die IS-Extremisten und Zurückhaltung gegenüber den kurdischen Kämpfern forderte, übte die türkische Opposition heftige Kritik an ihrem Präsidenten. Demnach blockiere Erdogan die Bildung einer neuen Regierung. Indes führten PKK-Anhänger ihre Angriffe gegen türkische Soldaten und Polizisten am Montag fort. Bei den Attacken soll niemand verletzt worden sein.

Mit Blick auf die türkischen Militärangriffe gegen PKK-Stellungen im Nordirak sagte Erdogan am Montag türkischen Medienberichten zufolge: "Wenn sie nicht können, dann wird die Türkei alles Notwendige tun, um sich zu verteidigen." Er versicherte zugleich, dass es keinen Rückfall in die 1990er-Jahre geben werde, in denen tausende Menschen bei der Auseinandersetzung zwischen PKK und türkischem Staat ihr Leben verloren hatten.

Während die Türkei weiter PKK-Stellungen bombardiert, setzen auch die kurdischen Rebellen ihre Angriffe gegen türkische Soldaten und Polizisten fort. Zwei Militärfahrzeuge wurden beschädigt, als sie am Montag in der Früh in der südöstlichen Provinz Bitlis über eine ferngezündete Mine fuhren. Die Soldaten in den Fahrzeugen wurden nicht verletzt. PKK-Anhänger griffen auch ein Militärkrankenhaus in der Stadt Tatvan in der südosttürkischen Provinz Van an, wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Auch hier soll es keine Verletzten gegeben haben.

Die türkische Armee, die ihre täglichen Luftangriffe gegen PKK-Stellungen vor allem im Nordirak fortsetzt, tötete bisher etwa 260 PKK-Kämpfer. Wegen der Angriffe soll sich die PKK-Führung in drei Gruppen aufgespalten haben, eine soll im Nordirak geblieben sein, die anderen sollen nach Syrien und in den Iran gegangen sein.

Die Türkei hatte der PKK den Krieg erklärt, nachdem die Organisation nach einem Anschlag mit 32 Toten auf ein pro-kurdisches Treffen zwei türkische Polizisten erschossen hatte. Für den Anschlag hatte die Regierung in Ankara IS-Jihadisten verantwortlich gemacht. Die PKK wiederum wirft Ankara vor, die IS-Extremisten zu dulden und sogar zu unterstützen - und die pro-kurdische Partei HDP wirft Erdogan und der Regierung vor, den Konflikt zu schüren, um bei möglichen vorgezogenen Neuwahlen besser abzuschneiden.

Die regierende islamische-konservative Partei AKP führte am Montag die letzte Runde ihrer Koalitionsgespräche mit der oppositionellen CHP. Allerdings gestalteten sich die Gespräche schwierig: CHP-Chef Kemal Kilicdaroglu sagte noch am Sonntag in einem Fernsehinterview, Ministerpräsident Ahmet Davutoglu wolle eine Koalition, Erdogan blockiere dies aber. "Er stiftet Unruhe", sagte der CHP-Chef über Erdogan dem Sender Habertürk.

Am heutigen Jahrestag des Angriffs der IS-Extremisten auf die ethno-religiöse Minderheit der Yeziden im Irak schwor Barzani Rache. "Wir werden diejenigen, die dieses Verbrechen verübt haben, bis zum letzten Mann jagen", sagte er am Montag in Dohuk bei einem Gedenken an den IS-Überfall auf die Yeziden. Die Jihadisten hatten am 3. August 2014 ihren Angriff auf die Yeziden im Irak gestartet. Zehntausende Männer, Frauen und Kinder mussten in das Sinjar-Gebirge flüchten, wo sie ohne Wasser und Essen bei Temperaturen über 40 Grad Celsius ausharren mussten. Männer wurden hingerichtet, Frauen entführt und versklavt.

Nach Angaben der kurdischen Regionalregierung wurden etwa 1.280 Yeziden getötet, 280 weitere verhungerten, verdursteten oder starben an Erschöpfung. 841 werden noch vermisst. Mehr als 5.800 Yeziden waren demnach entführt worden und nur 2.000 gelang seither die Flucht. Von den 550.000 Yeziden im Irak mussten den Angaben zufolge 400.000 aus ihrer Heimat fliehen.

Die Yeziden in Deutschland warnten am Montag vor einer Doppelmoral Ankaras in der Kurdenfrage und forderten ein beherztes Vorgehen der Türkei gegen die IS-Fanatiker. Es gehe nicht um Kurden oder Yeziden, "hier wird der Weltfrieden verteidigt", sagte der Vorsitzende des Yeziden-Zentralrats, Telim Tolan, am Montag im Südwestrundfunk (SWR). Während des "Völkermordes" an den Yeziden 2014 hätten die IS-Extremisten türkisches Staatsgebiet genutzt, um Verwundete zu versorgen, Kämpfer zu rekrutieren und Waffen zu schmuggeln. "Die Türkei wusste davon und hätte dem schon längst Einhalt gebieten können", sagte Tolan.