Die der PKK nahestehende Nachrichtenagentur Firat veröffentlichte Fotos von Opfern des Angriffs in den Kandil-Bergen. Die Echtheit der Aufnahmen konnte nicht überprüft werden.

Vergangene Woche hatte die Türkei einen ausgedehnten Luftkrieg gegen die PKK im irakischen Kurdistan begonnen und den Friedensprozess mit der Organisation aufgekündigt. Die PKK hat mehrfach Polizisten in der Türkei angegriffen.

Die Regierung des autonomen irakischen Kurdistans und die irakische Regierung haben die Türkei aufgerufen, die Luftangriffe einzustellen. Beide Seiten sollten wieder über einen Frieden verhandeln, hieß es. Im türkischen Kurdenkonflikt sind in den vergangenen drei Jahrzehnten mehr als 40.000 Menschen umgekommen.

Alleine bei den seit einer Woche anhaltenden Luftangriffen der türkischen Streitkräfte auf Stellungen der PKK wurden nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu etwa 260 Kämpfer getötet und hunderte weitere verletzt. Unter den Verletzten sei auch Nurettin Demirtas, der Bruder des Vorsitzenden der türkischen Kurdenpartei HDP, Selahattin Demirtas.

Dies berichtete Anadolu am Samstag ohne Angaben von Quellen. Die türkische Regierung weigert sich derzeit, Angaben zu den Opfern ihrer Luftangriffe zu machen.

In einer Umkehr ihrer bisherigen Strategie hatte die Türkei vor rund einer Woche begonnen, Stellungen der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien zu bombardieren. Gleichzeitig aber griff sie nach dem Anschlag auf zwei türkische Polizisten auch Basen der verbotenen PKK im Nordirak an, die gegen den IS kämpft. Die türkische Regierung spricht von einem "Krieg gegen den Terrorismus". Seitdem griff die Luftwaffe den IS nur drei Mal an, die PKK hingegen dutzende Male.

Allein am Freitag zerstörten 28 türkische Kampfjets laut Anadolu 65 PKK-Ziele, darunter auch Waffenlager. In der Nacht zum Samstag wurden bei einem Luftangriff auf ein Dorf nördlich der irakischen Kurdenhauptstadt Erbil erneut sechs Menschen getötet, darunter nach Angaben eines Arztes zwei Frauen. Ob es sich bei den anderen Opfern um PKK-Mitglieder handelte, war unklar.

Selahattin Demirtas macht kein Hehl daraus, dass sich sein Bruder den PKK-Kämpfern in den nordirakischen Kandil-Bergen anschloss. Dass er oder seine Partei selbst der PKK nahestehen, bestreitet er jedoch vehement. Wiederholt distanzierte er sich von jeder Form der Gewalt, auch durch die PKK.

Gegen den HDP-Chef unter die Kovorsitzende Figen Yuksekdag laufen derzeit in der Türkei Ermittlungen. Demirtas spricht von einer "schmutzigen Propaganda" von Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Die HDP hatte bei den Parlamentswahlen im Juni mit 13 Prozent einen historischen Erfolg errungen und Erdogans islamisch-konservativer AKP damit die absolute Mehrheit verbaut.