In den vergangenen Nächten hatten Hunderte Flüchtlinge versucht, zum Eurotunnel vorzudringen, es gab erneut einen Toten. "Der Staat wird die Mittel zur Sicherung der Grenze und insbesondere des Eurotunnels weiter verstärken", sagte Cazeneuve in Paris. Zugleich rief er die Betreibergesellschaft Eurotunnel auf, "ihrer Verantwortung" bei den Sicherheitsvorkehrungen gerecht zu werden. Er hatte dem Unternehmen zuvor Versäumnisse vorgeworfen, was Eurotunnel entschieden zurückwies.

Die britische Innenministerin Theresa May sagte in London, für ihre Regierung sei es "vorrangig", die Sicherheitsmaßnahmen auf der französischen Seite des Tunnels zu verstärken. "Wir wollen sichergehen, dass niemand versucht, den Tunnel zu durchqueren", sagte sie nach einer Dringlichkeitssitzung der Regierung zu der Flüchtlingskrise.

Bereits am Dienstag hatte May bei einem Treffen mit Cazeneuve in London angekündigt, dass Großbritannien weitere zehn Millionen Euro für Absperrmaßnahmen auf der französischen Seite des Eurotunnels bereitstellen werde.

Seit Wochen versuchen immer wieder Hunderte Flüchtlinge nachts zum Eurotunnel vorzudringen, um an Bord von Güterzügen nach Großbritannien zu gelangen. In den vergangenen Nächten gab es dem französischen Innenministerium zufolge 2000 Versuche oder mehr. Die Zahl der Flüchtlinge liegt deutlich niedriger: Sie versuchen in einer Nacht häufig mehrfach, auf das Gelände zu gelangen. Eurotunnel hat die Zahl der privaten Sicherheitsleute auf 200 erhöht, in dem Gebiet sind außerdem 300 Polizisten im Einsatz.

May räumte am Mittwoch ein, dass es zuletzt mehreren Flüchtlingen gelungen sei, durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen. In informierten Kreisen war von mehr als 100 Flüchtlingen an Bord mehrerer Güterzüge die Rede.

Die Fluchtversuche enden für einige Migranten tödlich: Am Mittwochmorgen wurde in der Nähe des Tunnels der Leichnam eines Flüchtlings aus dem Sudan entdeckt. Der zwischen 25 und 30 Jahre alte Mann wurde nach Worten eines Polizisten offenbar von einem Lastwagen überfahren, als er auf einen Zug steigen wollte, von dem der Lkw gerade herunterfuhr. Es war der neunte Flüchtling seit Anfang Juni, der auf der französischen Seite des Ärmelkanals bei einem Unfall starb.

In Calais befinden sich den Behörden zufolge derzeit rund 3.000 Flüchtlinge, die meisten von ihnen aus Eritrea, Äthiopien, Afghanistan und dem Sudan. Sie versuchen nach Großbritannien zu reisen, wo sie auf ein besseres Leben hoffen als in Frankreich.