Seit dem Beginn der Luftangriffe auf das Bürgerkriegsland Jemen Ende März sind laut UNO-Angaben fast 4.000 Menschen gestorben.

Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) heute mitteilte, waren mit 1.859 Getöteten knapp die Hälfte der 3.984 Opfer Zivilisten. Zudem seien etwa 19.300 Menschen bei den Kämpfen auf dem Boden und den Luftschlägen verletzt worden.

Im Jemen hatten schiitische Houthi-Rebellen und ihre Verbündeten weite Teile des Landes erobert und Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi im März zur Flucht nach Saudi-Arabien gezwungen. Seitdem bombardiert ein saudisch geführtes Militärbündnis Houthi-Stellungen. Gegner der Aufständischen drängten diese zuletzt im Süden des Landes zurück.

Die ohnehin hohe Zahl der Hungernden sei seit der Intervention der Militärkoalition unter Führunge Saudi-Arabiens gegen die Houthi-Rebellen Ende März täglich um 25.000 gestiegen, erklärte Oxfam am Dienstag.

Inzwischen habe die Zahl der Hungernden 13 Millionen erreicht, die Hälfte der Gesamtbevölkerung. Laut Oxfam könnte jeder zweite von ihnen verhungern, wenn sich die Versorgungslage nicht entscheidend verbessert.

Wie die Hilfsorganisation erklärte, leiden damit im dem schwach entwickelten Land im Süden der arabischen Halbinsel so viele Menschen wie noch niemals zuvor unter lebensbedrohlichem Hunger. Verantwortlich dafür seien die anhaltenden Kämpfe zwischen Regierung und Rebellen und die Blockade durch die arabische Militärkoalition. Der Jemen müsse 80 Prozent der benötigten Nahrungsmittel importieren, doch seien seit März nur 20 Prozent ins Land gekommen.

Katastrophe droht

"Im Jemen droht eine humanitäre Katastrophe riesigen Ausmaßes, doch die Kriegsparteien ignorieren alle Aufrufe zur Einstellung der Kämpfe", erklärte der Oxfam-Landesdirektor Philippe Clerc. Selbst wenn die Menschen dem Bomben- und Kugelhagel entkämen, wüssten sie oft nicht, wie sie die nächste Mahlzeit bestreiten sollen. Besonders ernst ist laut Oxfam die Lage in der Hochburg der Houthi-Rebellen in der nördlichen Provinz Saada. UNO-Angaben zufolge hungern dort 80 Prozent der Menschen.

Laut Oxfam treibt die Nahrungsmittelknappheit die Preise mit Steigerungen von bis zu 274 Prozent in unerschwingliche Höhen. Viele Einwohner hätten seit Monaten kein Einkommen mehr. Oxfams Erhebungen in der Provinz Hajah zeigten, dass viele der durch die Kämpfe vertriebenen Familien gezwungen sind, ihr letztes Vieh weit unter Marktwert zu verkaufen, um Nahrung und andere lebenswichtige Dinge kaufen zu können. Dies sei ein alarmierendes Zeichen.

Die schiitischen Houthi-Rebellen hatten im Jänner mit Unterstützung von Teilen der Armee die Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht. Als sie weiter auf die südliche Hafenstadt Aden vorrückten, floh Präsident Abd-Rabbu Mansour Hadi nach Saudi-Arabien und bat um Hilfe. Das Königreich startete daraufhin mit anderen arabischen Staaten Luftangriffe auf die Houthi-Rebellen, um diese zurückzutreiben und Hadi an die Macht zurückzubringen. Zwar haben die Bombardements massive Schäden verursacht, doch wurden die Ziele bisher nicht erreicht.