In Kürze müssten also eine Reihe von Entscheidungen getroffen werden, die nach Angaben von mehreren Regierungsvertretern aus der Eurozone wie folgt aussehen könnten - falls die Verantwortlichen in Athen dieses Mal mitspielen:

1. Antrag beim ESM

Griechenland wird womöglich am Mittwoch einen Antrag beim Euro-Rettungsfonds ESM für ein mittelfristig angelegtes Hilfsprogramm stellen. Die Euro-Finanzminister sollen über diesen Antrag in der Früh in einer Telefonkonferenz beraten. Die von den Geldgebern beauftragten Institutionen - EU-Kommission, Europäischer Währungsfonds (EZB) und Internationaler Währungsfonds (IWF) - würden innerhalb von zwei bis drei Tagen vorläufig bewerten, ob die Vorschläge realisierbar sind.

2. Sparvorschläge

Parallel dazu soll der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras vorrangige Maßnahmen ("prior actions") vorstellen, die vor dem nächsten Euro-Sondergipfel durch das Parlament in Athen gebracht würden. Einem Vertreter der griechischen Regierung zufolge ist es sinnvoll, einige Maßnahmen bereits vor dem Wochenende dem Parlament vorzulegen.

3. Zustimmung der Parlamente

Bevor Verhandlungen über ein umfassendes ESM-Programm mit Griechenland aufgenommen werden, müsste allerdings der Deutsche Bundestag zustimmen. Dies könnte in einer Sondersitzung geschehen. Aber Voraussetzung dafür wäre wohl, dass das griechische Parlament sich zuvor zu Reformen bekannt hat.

4. Hilfsprogramm

Wenn die Institutionen grünes Licht geben und der Deutsche Bundestag zustimmt, könnte am Sonntag auf einem Euro-Sondergipfel beschlossen werden, die formalen Verhandlungen über ein Hilfsprogramm mit einer Laufzeit von zwei bis drei Jahren zu beginnen. Wie viele Milliarden dieses Programm umfassen soll, blieb zunächst unklar. Vertretern der Eurozone zufolge könnten darin auch Zugeständnisse über mögliche Schuldenerleichterungen enthalten sein. Einen nominalen Schuldenschnitt solle es aber nicht geben. Der neue griechische Finanzminister Euklides Tsakalotos habe beim Treffen der Eurogruppe am Mittwoch einen solchen Schuldenschnitt auch nicht gefordert, sondern eine "Umgestaltung" der Zahlungsverpflichtungen, sagten Diplomaten aus der Eurozone. Das könnte Laufzeitverlängerungen und niedrigere Zinssätze umfassen.

5. Rasche Finanzspritze

Weiteren Eurozonen-Vertretern zufolge müsste für Griechenland zudem ein kurzfristige Finanzierungslösung gefunden werden, um eine Rückzahlung an die EZB am 20. Juli in Höhe von 3,5 Milliarden Euro sowie die bereits überfällige Überweisung an den IWF in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zu leisten. Woher das Geld genau kommen soll, war zunächst nicht klar. Zwei Insidern zufolge könnte ein Teil aus den Gewinnen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro stammen, die die EZB durch den Kauf von griechischen Anleihen im SMP-Programm eingefahren hat. Weitere Mittel könnten aus bilateralen Krediten anderer Euro-Staaten stammen. Eine ebenfalls diskutierte Erlaubnis durch die EZB, dass Griechenland mehr kurzlaufende Anleihen (T-Bills) ausgeben darf, verstößt laut EZB-nahen Kreisen indes gegen die Regeln der EZB bei der Bankenaufsicht und dem Verbot von Staatsfinanzierung.