Trotz optimistischer Äußerungen wird ohne weitere Bewegung ein Scheitern im Atomstreit mit dem Iran nicht ausgeschlossen. "Wir sind noch nicht durch. Wir sollten nicht unterschätzen, dass wichtige Fragen noch nicht gelöst sind", hieß es am Montagabend aus deutschen Diplomatenkreisen.

Erstmals rangen am Montag alle Außenminister der sieben beteiligten Nationen in großer Runde bis in die Nacht um letzte strittige Punkte. Die 5+1-Gruppe - das sind die UNO-Vetomächte USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschland - will mit dem Iran einen Vertrag abschließen, der sicherstellt, dass die Islamische Republik keine Atombombe baut. Der Westen will im Zuge dessen Wirtschaftssanktionen gegen Teheran schrittweise aufheben. 

Im Grundsatz hatten sich die Parteien bereits im April im schweizerischen Lausanne geeinigt. Laut damaligem Rahmenabkommen muss die Islamische Republik ihre Bestände an niedrig angereichertem Uran drastisch abbauen und ihre Kapazitäten zur Uran-Anreicherung deutlich reduzieren. In dem nun angestrebten umfassenden Abkommen geht es aber um viele vertragliche Details, die auch vor den Kritikern eines Abkommens in den USA, im Iran und in Israel Bestand haben sollen. 

Konsequenzen

Ein solches Abkommen hätte weitreichende Konsequenzen. So würde es das Ende einer 36-jährigen politischen Eiszeit zwischen den USA und dem Iran markieren. Außerdem hat der Iran großen Einfluss in der Krisenregion Naher Osten. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat mehrfach betont, dass ein solcher diplomatischer Erfolg neue politische Möglichkeiten im Irak und Syrien eröffnen könnte. Eine Einigung um jeden Preis haben Steinmeier und andere Außenminister aber ausgeschlossen.

Israel kritisierte bereits vor einer Einigung die Verhandlungen scharf. "Besser keinen Deal als diesen sehr schlechten Deal", sagte Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. 

Eine prinzipiell mögliche Verschiebung der Frist hätte erhebliche Konsequenzen. Liegt dem US-Kongress eine Übereinkunft bis Donnerstag vor, hätten die Abgeordneten 30 Tage Zeit zur Überprüfung. Bei Verzögerungen verdoppelt sich diese Zeit. Dies würde Gegnern eines Abkommens - besonders in den USA, im Iran und auch in Israel - mehr Zeit geben, die Übereinkunft zu torpedieren.