Aus der iranischen Delegation hieß es, dass das Grundgerüst des 80 Seiten langen Textes bereits stehe, die Feinheiten aber noch ausständig seien. "Genau auf die Feinheiten kommt es an. Sie bestimmen, ob der Deal zuhause in Washington und Teheran verkauft werden kann, denn der Text wird auf jeden Fall von den Kritikern zerstückelt werden", unterstrich er. Jede Formulierung bedeute Verantwortung mit einer großen Tragweite.

"Wir besprechen den Status quo des Vertragsentwurfes und die Liste an noch zu klärenden Punkten, darunter die Inspektions- und Sanktionsfrage", erklärte auch ein westlicher Diplomat der APA. "Das Abkommen ist zum Greifen nahe" sagte Chinas Top-Diplomat Wang Yi.

Ein russischer Diplomat meinte, dass alles von der USA und dem Iran abhänge. "Wenn sich die beiden einigen, dann ist der Deal unter Dach und Fach", ergänzte er. Im Laufe des Tages wollen die Spitzendiplomaten auch mit dem iranischen Außenminister Mohammad Javad Zarif zusammentreffen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kritisierte unterdessen die sich abzeichnende Einigung im Atomstreit mit dem Iran am Montag scharf. Bei einem Treffen mit dem griechischen Außenminister Nikos Kotzias beschrieb er Teheran als den "wichtigsten staatlichen Sponsor von Terrorismus auf der Welt". Die Weltmächte machten dennoch "täglich mehr Konzessionen".

Seit zwölf Tagen versuchen die 250 Top-Diplomaten aus sieben Ländern an mehreren Fronten, den gordischen Knoten zu lösen. Eigentlich hätte man den Atomstreit zwischen der 5+1-Gruppe und dem Iran bis 30. Juni endgültig lösen wollen. Doch die Zeit reichte wieder einmal nicht und man verlängerte die Deadline bis zum 7. Juli.

Zuerst waren es sieben Streitpunkte, von denen fünf nach wie vor auf dem Tapet sind, bestätigten Diplomaten der APA. Die Frage nach der Aufhebung der Sanktionen hat für Teheran oberste Priorität. Etwa auch jene, wann und wie die Sanktionen in Bezug auf das iranische Raketen und Waffenprogramm suspendiert werden. Darauf pochen die Iraner, aber die Europäer bremsen.

Überhaupt gibt es eine grundlegend unterschiedlich unterschiedliche Auffassung bei einigen Details der Sanktionsaufhebungsfrage. "Es ist so, dass die vielen Streitpunkte, die leicht zu lösen waren, mittlerweile bereinigt sind. Die schwierigsten Brocken, die Details und das Kleingedruckte, also die Anhänge im Deal, hat man sich für den Schluss aufgehoben", stellte ein Diplomat im Gespräch mit der APA klar. Trotz aller Mühen und optimistischen Stellungnahmen sei man jetzt an einem Punkt angelangt, wo Lächeln, ein guter Wille und dutzende Stunden Verhandlungsmarathon nur beruhigen, aber nicht heilen könnten, ergänzte er.

Andere Knackpunkte sind die Inspektionen, allen voran von der Militäranlage Parchin, die Befragung von Nuklearforschern und die Frage nach den Formulierungen der Streitpunkte. Um jeden Konjunktiv werde ausführlich gestritten. Denn ein "sollte" und "erklärt sich bereit" im Text könne viel verändern, so ein mit dem Text vertrauter Insider.

"Es geht darum, wer besser pokert, wer am Ende seinen Willen durchsetzen kann. Oder wir verlieren alle und es gibt einen Crash, was niemand will", so der Verhandler weiter.

Erschwerend kommt dazu, dass der Mittwoch, der Tag nach der Deadline ein Trauertag in der Islamischen Republik ist und daher nur eingeschränkt verhandelt werden kann, da das iranische Team religiöse Verpflichtungen hat. Und am Donnerstag, den 9. Juli, ist der letzte Tag, wo ein etwaiges Papier dem US-Kongress vorgelegt werden kann, damit dieser es 30 Tage lang begutachten kann. Gelingt dies nicht, geht der Kongress in die Sommerpause und hat dann 60 Tage Zeit für eine Evaluierung. Das könnte sich negativ auswirken, denn viele im Kongress sind äußerst skeptisch.

Fix scheint hier im Wiener Palais Coburg aus heutiger Sicht nur, dass es sich bis Dienstag nicht ausgeht, und dass sich die Verhandler wieder weiterwursteln müssen. Der Atompoker geht also in die nächste Runde.