56 Prozent der Österreicher sind dagegen, dass die Europäische Union Griechenland beim Umgang mit seinen Staatsschulden entgegenkommt, 38 Prozent dafür. Das ist das Ergebnis einer kurz vor dem Referendum über die Reformvorschläge der internationalen Gläubiger veröffentlichten Umfrage der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE).

Ungunst seit Februar gewachsen

Im Februar hatte eine Befragung im Auftrag der ÖGfE ergeben, dass 58 Prozent gegen und 28 Prozent für ein Entgegenkommen gegenüber Athen waren. "Die Lage hat sich zugespitzt. Daher ist auch die Zahl jener, die Athen verstärkt helfen wollen, in den letzten Monaten von 28 auf 38 Prozent angestiegen", erklärte ÖGfE-Generalsekretär Paul Schmidt dazu in einer Aussendung. Die aktuelle Situation habe zu einer Schärfung des Meinungsbildes beigetragen: "Die Zahl der 'weiß nicht'-Nennungen ist von 15 auf 6 Prozent zurückgegangen." Während sich Befragte mit Hochschulabschluss laut der aktuellen Umfrage zu 64 Prozent für und zu 32 Prozent gegen ein Zugehen auf Griechenland aussprachen, waren unter Personen mit Berufs-, Handels- und Fachschulabschluss 29 Prozent dafür, aber 64 Prozent dagegen.

Die "Entscheidung der griechischen Regierung, die Gespräche mit den Kreditgebern vorläufig zu beenden und ein Referendum anzusetzen" werde in Österreich "durchaus skeptisch" gesehen, so Schmidt. 46 Prozent beurteilten dieses Vorgehen laut der Umfrage "eher negativ", 39 Prozent "eher positiv". Geteilter Meinung sind die Österreicher demnach auch zur Zukunft Griechenlands als Euro-Land: Auf die Frage, ob Griechenland in der Eurozone gehalten werden solle, antworteten 41 Prozent der Befragten mit Ja, 46 Prozent mit Nein. Im Februar hatten sich 40 Prozent dafür ausgesprochen, dass Athen "weiter am Euro beteiligt bleibt", 42 Prozent waren dagegen gewesen.

Die Umfrage wurde von 30. Juni bis 1. Juli von der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft im Auftrag der ÖGfE durchgeführt. Insgesamt 523 Personen wurden österreichweit telefonisch befragt.

Knapper Ausgang bei Referendum erwartet

Die Griechen sind am Sonntag aufgerufen, bei einem Referendum über die Vorschläge der internationalen Geldgeber abzustimmen. Die Bürger des Euro-Staates sollen entscheiden, ob sie im Gegenzug für die Fortsetzung des Hilfsprogramms die Spar- und Reformauflagen der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds annehmen. Der Ausgang gilt als völlig offen.

Das Hilfspaket, zu dem diese Bedingungen gehören, ist freilich am 30. Juni ausgelaufen und damit überholt. Vielen Griechen sehen das Referendum als Abstimmung über den Verbleib in der Eurozone.

Die linksgeführte Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras hat dazu aufgerufen, mit Nein zu stimmen, um gestärkt in die Verhandlungen mit den Geldgebern zurückzukehren. Die Opposition sieht in einer Ablehnung dagegen die Gefahr eines Bruches mit der Eurozone und wirbt für ein Ja-Votum. Tsipras hat im Fall eines mehrheitlichen Ja seinen Rücktritt angedeutet.

Umfragen zufolge sind die Griechen fast gleichmäßig geteilt zwischen Ja und Nein. Die Wahllokale sind von 06.00 bis 18.00 Uhr geöffnet, erste Ergebnisse werden gegen 20.00 Uhr erwartet.