Ein tunesischer Student hatte am Freitag vergangener Woche an einem Strand in Port El Kantaoui nahe Sousse 38 Menschen erschossen, darunter 30 Briten und zwei Deutsche. Das Attentat auf die Anlage des Hotels Riu Imperial Marhaba war das bisher blutigste in der Geschichte Tunesiens. Seit dem Sturz des ehemaligen Staatschefs Zine El Abidine Ben Ali 2011 ist die islamistische Gewalt in dem nordafrikanischen Land auf dem Vormarsch, viele junge Tunesier schließen sich offenbar aus Frust über mangelnde Perspektiven Extremisten an.

Die tunesische Regierung geht nun auch gegen Hassprediger vor. Bis Sonntag sollen rund 80 Moscheen, die nicht unter staatlicher Kontrolle stehen, geschlossen sein. Ferner gab die Regierung am Samstag bekannt, den Vorsitzenden des Hohen Islamischen Rates, Abdallah Wassif, zu entlassen. Dieser hatte sich bei einem Radiosender über ein Programm beschwert, durch das er die religiösen Werte des Landes beschädigt sah.

Im BBC-Interview räumte Ministerpräsident Habib Essid ein, dass die Polizei bei dem Terrorangriff zu langsam gehandelt habe. Augenzeugen hatten berichtet, dass der Täter rund 30 Minuten um sich schießen und 38 Menschen töten konnte, bevor er gestellt und erschossen wurde. "Die Zeit der Reaktion - das ist das Problem", sagte Essid dem Sender.

Nach Angaben des Regierungschefs wurde der Täter in Libyen trainiert, "vermutlich" von der Miliz Ansar al-Sharia. Die salafistische libysche Gruppierung steht auf der Terrorliste der USA, weil sie an dem Angriff auf das US-Konsulat in Benghazi beteiligt gewesen sein soll, bei dem im September 2012 der Botschafter Christopher Stevens getötet wurde. Auch eine tunesische Gruppe des Namens ist in Libyen aktiv.