Nach den jüngsten Enthüllungen über Spähaktionen des US-Geheimdienstes NSA gegen die deutsche Regierung geben sich die Verantwortlichen in Washington wortkarg. Aus US-Regierungskreisen hieß es am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP, dass "derartige Anschuldigungen" bereits in der Vergangenheit kommentiert worden seien und diese Erklärungen weiter Gültigkeit hätten.

"Zugleich bekräftigen wir unsere starke bilaterale Beziehung mit Deutschland", sagte ein ranghoher Regierungsvertreter in Washington. Der Regierungsvertreter verwies auf die Äußerungen von US-Präsident Barack Obamas Sprecher Josh Earnest am Rande des G-7-Gipfels Anfang Juni in Deutschland. Earnest hatte dort bei seiner Pressekonferenz die Zusammenarbeit der Geheimdienste beider Länder hervorgehoben, die der Sicherheit Deutschlands und der USA diene. Die Spähaffäre sei bei einem bilateralen Gespräch zwischen Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Rande des Gipfels keine Thema gewesen.

Die NSA hat laut auf der Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichten Dokumenten 69 Telefonanschlüsse von deutschen Regierungsmitgliedern und deren Mitarbeitern abgehört. Unter den Spionagezielen waren demnach die Bundesministerien für Wirtschaft, Finanzen und Landwirtschaft. Außerdem soll es Dokumente über aufgezeichnete Telefonate Merkels geben. Als Reaktion auf die Enthüllungen bat die Bundesregierung den US-Botschafter in Deutschland, John B. Emerson, am Donnerstag zu einem Gespräch ins Kanzleramt.

Die Spähaffäre um die NSA sorgt bereits seit zwei Jahren für Wirbel. Ins Rollen brachte den Skandal der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden, der nach Russland geflüchtet ist. Die NSA überwacht demnach gemeinsam mit verbündeten Diensten im großen Stil E-Mails und Telefonate von Menschen rund um die Welt. Weiterhin war bekannt geworden, dass der Geheimdienste auch Spitzenpolitiker aus befreundeten Staaten abgehört haben soll, darunter Merkel.