"Das ist ein historischer Schritt in unseren Bemühungen, die Beziehungen mit der kubanischen Regierung zu normalisieren", sagte Obama im Garten des Weißen Hauses. Die Entscheidung markiere auch ein "neues Kapitel mit unseren Nachbarn" in Lateinamerika. Noch in diesem Sommer werde Außenminister John Kerry nach Havanna fliegen, um "aufs Neue die amerikanische Flagge über unserer Botschaft zu hissen".

Castro bestätigte die baldige Wiederaufnahme der 1961 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen. Ein entsprechender Brief von Castro an Obama wurde im kubanischen Staatsfernsehen verlesen. Aus dem Außenministerium in Havanna hieß es, der US-Präsident habe den Austausch von Botschaftern "ab dem 20. Juli" vorgeschlagen.

Obama und Castro hatten im Dezember die historische Annäherung zwischen den Erzfeinden aus dem Kalten Krieg eingeleitet. Die beiden Präsidenten hatten sich bereits grundsätzlich über den Austausch von Botschaftern verständigt. Die kubanische Regierung machte dafür allerdings die Streichung des kommunistischen Karibikstaates von der US-Terrorliste zur Vorbedingung. Washington kam der Forderung Ende Mai nach, nachdem der US-Kongress eine Einspruchsfrist verstreichen ließ. Bisher hatten beide Länder lediglich eine Interessenvertretung unter Schirmherrschaft der Schweiz in der jeweils anderen Hauptstadt.

Die Öffnung zu Kuba ist eine der wichtigsten außenpolitischen Initiativen von Obama. Seit Mitte Jänner lockerte seine Regierung eine Reihe von Reise- und Handelsbeschränkungen. Im April waren Obama und Castro beim Amerika-Gipfel in Panama-Stadt zusammengekommen - das erste offizielle Treffen eines US-Präsidenten mit seinem kubanischen Kollegen seit der kubanischen Revolution von 1959. Das Weiße Haus hat eine Kuba-Reise von Obama vor dem Ende seiner Amtszeit im Jänner 2017 nicht ausgeschlossen.

Doch die seit 1960 verhängten, 1962 unter Präsident John F. Kennedy zu einem Embargo ausgeweiteten und 1996 vom Kongress zu einer regelrechten Blockade verschärften US-Handelsbeschränkungen sind nach wie vor in Kraft. Obama hatte versprochen, sich beim Kongress in Washington für die vollständige Aufhebung der Handelssanktionen gegen den nur etwa 150 Kilometer südlich von Florida gelegenen Inselstaat einzusetzen.

Am Mittwoch appellierte der US-Präsident an das Parlament, auf "die Menschen in Kuba und in Amerika" zu hören, die sich ein Ende des Embargos wünschten. Die Handelsblockade schließe "Amerika von Kubas Zukunft aus und macht das Leben für die kubanische Bevölkerung nur schlimmer", sagte er.

Die oppositionellen Republikaner, die im Senat und im Repräsentantenhaus eine Mehrheit haben, sind aber strikt gegen eine Annäherung an Kuba. Der republikanische Senator und Präsidentschaftsbewerber Marco Rubio kritisierte die geplante Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen scharf. "Es ist Zeit, dass unsere einseitigen Zugeständnisse an dieses abscheuliche Regime enden", erklärte Rubio, dessen Eltern aus Kuba ins Exil in die USA gegangen waren. Der Republikaner kündigte an, die Bestätigung eines US-Botschafters im Senat zu torpedieren.

Obama räumte in seiner Ansprache ein, dass es weiter "sehr ernste Differenzen" mit Kuba gebe. Seine Regierung werde weiter die Unterdrückung von Meinungsfreiheit und Opposition in dem Land anprangern. Die Annäherung sei aber der beste Weg, um "Demokratie und Möglichkeiten für die kubanische Bevölkerung" zu fördern, sagte er. Die Isolation des Karibikstaates habe nur "den Status quo zementiert".

Außenminister Sebastian Kurz würdigte die Ankündigung als "wichtigen und mutigen historischen Schritt". "US-Außenminister John Kerry hat heute am Rande der Iran-Verhandlungen in Wien angekündigt, dass er demnächst als erster US-Außenminister seit 54 Jahren nach Kuba reisen und dort die US-Flagge auf der neu eröffneten amerikanischen Botschaft hissen wird", sagte Kurz der APA. "Die Entscheidung von Präsident Barack Obama, die diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Kuba zu normalisieren, ist ein wichtiger und mutiger historischer Schritt, mit dem ein weiteres Kapitel des Kalten Krieges zu den Akten gelegt wird. Und genau dorthin gehört der Kalte Krieg auch - nämlich in die Geschichtsbücher."