Dasselbe Vorgehen kostete einen von Tsipras' Vorgängern, den früheren sozialistischen Regierungschef Giorgos Papandreou, im Jahr 2011 das Amt.

Vor vier Jahren befand sich Griechenland bereits mitten in der Finanzkrise. Damals hatte Athen mit seinen Gläubigern eine Einigung erzielt, die vor allem eine Reduzierung der Schuldenlast um 100 Milliarden Euro und weitere internationale Kredite vorsah. Im Gegenzug verpflichtete sich Griechenland zu weiteren Sparmaßnahmen.

Vier Tage nach dieser Einigung beschloss Papandreou zur allgemeinen Überraschung, diesen Plan dem Volk zur Abstimmung vorzulegen. "Sollten die Griechen den Plan nicht wollen, werden wir ihn nicht annehmen", sagte der Regierungschef damals.

Unruhe in Europa

Die Ankündigung des Referendums löste in Griechenland eine politische Krise aus und Unruhe in Europa angesichts der Möglichkeit eines "Nein", wodurch das Land in die Zahlungsunfähigkeit und aus der Eurozone zu rutschen drohte.

Papandreou war es nicht gelungen, für einen von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) geforderten massiven Sparkurs eine breite Mehrheit im Parlament zu erhalten. Nach dem von ihm angekündigten Referendum über die Sparbeschlüsse kündigten ihm schließlich auch wichtige Kabinettsmitglieder die Gefolgschaft auf. Mitglieder der sozialistischen Partei forderten die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit.

Obwohl Papandreou die Referendumspläne schließlich zurückzog, war er gezwungen zurückzutreten. An die Macht kam dann eine Expertenregierung.

"Hokuspokus"

Tsipras hatte das geplante Referendum von 2011 damals scharf kritisiert und von einem "Hokuspokus der der Regierung" gesprochen, die "Zeit gewinnen" wolle. "Das wird kein Referendum sein, sondern ein gefährliches Spiel für unser Land", hatte Tsipras damals erklärt.

Diesmal ist es Papandreou, der dem heutigen Linksregierungschef Tsipras vorwirft, "die Verantwortung für das totale Verhandlungsversagen seiner Regierung, auf das griechische Volk zu übertragen". Zugleich versichert Papandreou, das Referendum habe nichts mit dem von 2011 zu tun.