Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hat erneut eindringlich vor einem Scheitern der Verhandlungen in der Griechenland-Krise gewarnt. Dies "wäre der Anfang vom Ende der Eurozone", sagte Tsipras der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" vom Dienstag.

Wenn Griechenland pleitegehe, würden sich "die Märkte sofort ein neues Opfer suchen", sagte er mit Blick auf andere kriselnde Eurostaaten. Wenn Europa nicht in der Lage sei, die Probleme Griechenlands zu lösen, das nur einen Anteil von zwei Prozent an der Wirtschaftsleistung der EU habe, "wie würden die Märkte dann auf andere Länder reagieren, die mit viel größeren Problemen zu kämpfen haben, wie Spanien oder Italien", fragte Tsipras in dem Interview.

Der griechische Ministerpräsident zeigte sich aber zuversichtlich, doch noch zu einer Vereinbarung mit den Geldgebern zu kommen. "Ich glaube, wir sind sehr nah an einer Einigung", sagte Tsipras. Die Geldgeber müssten nur noch einigen "Alternativvorschlägen" Griechenland etwa zu Pensionskürzungen zustimmen.

Schäuble gegen "Blame Game"

Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will sich bei der Lösung der Griechenland-Krise nicht vorführen lassen und hält nichts von gegenseitigen Schuldzuweisungen. Das Linksbündnis Syriza von Premier Alexis Tsipras habe schon im griechischen Wahlkampf versucht, ein "blame game" (Schuldzuweisungsspiel) mit Deutschland zu spielen.

"Wir wären schön blöd, wenn wir uns darauf einlassen würden", sagte Schäuble am Dienstag in Berlin auf einer Konferenz des Wirtschaftsrates der CDU. Griechenland habe es in der Hand, ob es die schweren Anpassungslasten tragen wolle oder nicht.

Das vom Staatsbankrott bedrohte Griechenland verhandelt seit Monaten mit seinen internationalen Kreditgebern über die Bedingungen, zu denen in Aussicht gestellte Hilfsgelder von 7,2 Mrd. Euro ausgezahlt werden sollen. Am Dienstag unterbreitete die griechische Regierung den Gläubigern neue Vorschläge für Reformen, wie aus EU-Kreisen verlautete. Dieser "Gegenvorschlag" werde nun geprüft.

Die bisherigen Reformvorschläge aus Athen reichten den Geldgebern nicht aus. Athen lehnte in den Verhandlungen mit den Europartnern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zuletzt insbesondere die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Strom und Einschnitte bei den niedrigsten Renten ab.

Das europäische Hilfsprogramm für Griechenland läuft Ende des Monats aus. Athen muss dann auch Kredite von 1,6 Mrd. Euro an den IWF zurückzahlen, was das Land angesichts leerer Kassen überfordern dürfte.