Im Fall geht es um den Erwerb eines Renaissance-Schlosses in Narni, nahe der umbrischen Stadt Terni, berichteten italienische Medien. Das Schloss San Girolamo in Narni hat einen großen künstlerischen und kulturellen Wert, ist jedoch seit Jahren verfallen. Der 70-jährige Paglia, der zwischen 2000 und 2012 Bischof von Terni war, sei Drahtzieher des betrügerischen Immobiliendeals gewesen, so die Justizbehörden.

Die Ermittler gehen davon aus, dass das Schloss im Rahmen einer manipulierten Versteigerung von der Gemeinde mit kirchlichen Geldern für 1,7 Millionen Euro gekauft wurde. Dabei lag der Wert bei über 5,6 Millionen Euro. Paglia soll sich eingeschaltet haben, um das Schloss mit Millionengewinn weiterzuverkaufen. Damit wollte er offenkundig die Schulden der Diözese verringern. Mit einem Schuldenberg von 25 Millionen Euro gilt Terni als eine der meistverschuldeten Diözesen Europas, berichteten italienische Medien.

In den Sog der 2013 aufgenommenen Untersuchung ist auch Narnis Bürgermeister Stefano Bigaroni geraten, dessen Gemeinde das Anwesen damals verkaufte. Wegen des Skandals waren bereits zwei Mitarbeiter der Diözese, sowie der Verwalter einer Immobiliengesellschaft und ein Gemeindebeamter festgenommen worden.

Paglia, der von Benedikt XVI. an die Spitze des päpstlichen Familienrates gehievt worden war, beteuerte seine Unschuld. Er vertraue auf die Justiz und werde seinen Ruf wahren, wurde er von italienischen Medien zitiert. Der vatikanische Pressesprecher, Pater Federico Lombardi, wollte kein Kommentar zu der Untersuchung abgeben. Er wolle erst das Ende der Ermittlungen abwarten.

Die vatikanische Finanzaufsicht AIF meldete im Jahr 2014 147 verdächtige Transaktionen, im Jahr davor waren es noch 202. In sieben Fällen wurden die vatikanischen Justizbehörden eingeschaltet, geht aus dem am Freitag veröffentlichten Jahresbericht der Behörde hervor. Der Verdacht lautete auf Betrug bzw. gravierende Steuerhinterziehung.

Die Finanzaufsicht habe im vergangenen Jahr drei verdächtige Geldtransaktionen über insgesamt 561.000 Euro gestoppt, berichtete AIF-Direktor Tommaso Di Ruzza. Dieser äußerte die Hoffnung, dass es bald zu einem Kooperationsabkommen und Informationsaustausch mit der italienischen Notenbank kommen werde.

AIF-Präsident, René Brülhart, berichtete dass der Vatikan seine internationale Kooperation stark gestärkt habe. Abkommen zum Informationsaustausch im Finanzbereich seien bereits mit 13 Ländern, darunter Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Luxemburg, USA und Australien, abgeschlossen worden.

Die Daten zeigten, dass der Vatikan über ein effektives System zur Meldung verdächtiger finanzieller Transaktionen verfüge, heißt es in dem Bericht. Der Heilige Stuhl wolle im Kampf gegen Geldwäsche und verdeckte Terrorismusfinanzierung ein "effizienter Partner" auf globaler Ebene sein.

Gegründet war die "Autoritá di Informazione Finanziaria" (AIF) im Dezember 2010 von Papst Benedikt XVI. worden, um die Finanzgeschäfte im Vatikan transparenter zu machen und internationalen Standards anzupassen. Im April 2011 hatte die Behörde ihre Arbeit aufgenommen. Vor allem die Vatikanbank IOR war wegen des Verdachts auf Geldwäsche wiederholt in die Schlagzeilen geraten.