Nach den jüngsten Rückschlägen im Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) setzen die syrische und die irakische Armee zu Gegenschlägen an. Die syrische Luftwaffe flog am Montag mindestens 15 Angriffe in der Region Palmyra, wie die oppositionsnahe Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte. Die antike Stadt war von den radikalen Kämpfern erobert worden.

Töten geht weiter

Zudem gab es Berichte, nach denen die Islamisten dort Hunderte Menschen, darunter viele Kinder, töten ließen. Im Irak rückten Soldaten und schiitische Milizionäre weiter auf das vor gut einer Woche vom IS eingenommene Ramadi vor. Polizeikreisen zufolge eroberten sie ein Gebiet südlich der Provinzhauptstadt zurück. Der IS blieb jedoch nicht untätig. Augenzeugen zufolge schickte er Kämpfer zur Verstärkung nach Ramadi.

Besonders brisant schien die Lage in Palmyra. Das syrische Staatsfernsehen berichtete am Wochenende, der IS habe seit der Einnahme der Oasenstadt am vergangenen Mittwoch mehr als 400 Menschen getötet, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Die Leichen seien geschändet worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Sie deckten sich jedoch weitgehend mit Berichten syrischer Oppositioneller. Diese erklärten in Online-Netzwerken, Hunderte Leichen säumten die Straßen der Weltkulturerbestadt. Bei den Toten handle es sich vermutlich um Anhänger der Regierung in Damaskus.

Nach Erkenntnissen der Beobachtungsstelle tötete der IS mindestens 217 Menschen, seit er vor eineinhalb Wochen in die Region rund um Palmyra vorstieß. Unterstützer der Extremisten stellten Videos ins Internet, die angeblich zeigen, wie IS-Kämpfer Regierungsgebäude in Palmyra durchsuchen und Bilder von Präsident Bashar al-Assad von den Wänden reißen.

Mangelnder Kampfwillen

Die Sicherheitskräfte in Syrien und im Irak sind in die Kritik geraten, nachdem der IS binnen weniger Tage die beiden strategisch wichtigen Städte erobern konnte. So warf US-Verteidigungsminister Ash Carter den Irakern am Sonntag mangelnden Kampfeswillen vor. In Ramadi seien sie dem Gegner zahlenmäßig weit überlegen gewesen und hätten sich trotzdem zurückgezogen. Die Luftangriffe der USA und ihrer Verbündeten seien effektiv. Aber sie könnten den Kampfeswillen der Iraker nicht ersetzen. "Sie sind diejenigen, die den IS besiegen und dafür sorgen müssen, dass er besiegt bleibt." Carter zufolge will die US-Regierung an ihrer bisherigen Strategie festhalten - auch wenn in Washington Rufe lauter werden, Bodentruppen in den Irak zu schicken.