Der Oberste Geistliche Führer Ali Khamenei und die Führung der mächtigen Revolutionsgarden hatten diese Woche kategorisch ausgeschlossen, dass es Inspektionen von Militäranlagen im Rahmen eines endgültigen Atomabkommens geben werde. General Amir Ali Hadjizadeh erklärte am Freitag: "Wir werden keinerlei Besuche, unter welchem Vorwand auch immer, in Militär- oder Verteidigungsanlagen oder in deren Umgebung zulassen. Wir betrachten die Forderung des Westens als offizielle Forderung, Spionage betreiben zu können."

Die Nachrichtenagentur AP berichtete dagegen, das iranische Staatsfernsehen habe am Sonntag Araqchi mit den Worten zitiert, der Iran sei einverstanden, reglementierte Inspektionen von Militäranlagen zuzulassen. Westliche Geheimdienste vermuten, dass dort zumindest in der Vergangenheit Experimente durchgeführt wurden, die der Entwicklung von Atomwaffen dienen könnten. Die Internationale Atombehörde IAEA hatte auch mit dem Iran vereinbart, Auskunft über offene Fragen in diesem Zusammenhang zu erhalten. Sie blieben bis jetzt unbeantwortet.

Der iranische Abgeordnete Ahmad Shoohani, Mitglied des Außen- und Sicherheitspolitischen Ausschusses, berichtete im Anschluss an die geschlossene Parlamentssitzung, eingeschränkte Inspektionen militärischer Anlagen würden unter strikter Kontrolle und unter spezifischen Umständen erfolgen. "Der reglementierte Zugang wird in der Form erfolgen, dass UN-Inspektoren die Möglichkeit haben, Umweltproben aus der Umgebung militärischer Anlagen zu entnehmen", sagte Shoohani.

Diese Aussagen stehen in offensichtlichem Gegensatz zu den von Khamenei, den Revolutionsgarden und den politischen Hardlinern vertretenen Positionen. Laut AP kommentierte des Staatsfernsehen die zitierten Äußerungen Araqchis nicht weiter.

Araqchi hat die Berichte am Sonntag dementiert, wonach er einer Inspektion iranischer Militäranlagen zugestimmt habe. Die ihm zugeschriebenen Zitate seien "vollkommen falsch", erklärte er in einem Kommunique des Außenministeriums. In einem Kommunique betonte Araqchi nun, er und Außenminister Zarif hätten während der Sitzung ihre Bedenken betreffend der Inspektionen militärischer Anlagen und die Befragung iranischer Atomwissenschafter durch UN-Inspektoren bekräftigt. Alle Missbrauchsversuche würden bei den Verhandlungen blockiert.

Nach Angaben eines hochrangigen iranischen Parlamentsabgeordneten sehen Außenminister Mohammad Javad Zarif und Parlamentspräsident Ali Larijani zudem keine großen Chancen, dass ein umfassendes Atomabkommen zwischen dem Iran und der internationalen Gemeinschaft die Zustimmung des US-Kongresses finden wird.

Der konservative Abgeordnete Javad Karimi Qoddousi, Mitglied des Außen- und Sicherheitspolitischen Ausschusses des iranischen Parlaments (Majles) äußerte sich laut Nachrichtenagentur FARS am Sonntag im Anschluss an eine Sitzung hinter verschlossenen Türen, bei der Zarif und seine Stellvertreter Auskunft über den Stand der Atomverhandlungen zwischen dem Iran und den fünf UN-Vetomächten plus Deutschland (5+1) gaben.