Zudem gehe er davon aus, dass es in der italienischen Regierung viele gebe, die Verständnis für die Haltung Südtirols aufbringen würden. Dazu zähle er auch Ministerpräsident Matteo Renzi.

Bei dem Flaggenerlass handle es sich um ein "Zeichen von mangelnder Sensibilität", meinte der Landeshauptmann. Dieser Erlass sei jedenfalls in Südtirol auf Unverständnis gestoßen und sei "unpassend". Es habe einfach "zu wenig Gespür auf der Ebene der Funktionäre" gegeben, die diese Maßnahme vorbereitet hätten. "Eine böse Absicht ist nicht dahintergestanden", erklärte Kompatscher.

Die Angelegenheit werde nicht zu einer größeren diplomatischen Verstimmung führen, gab sich der Landeschef überzeugt. Schließlich sei man mit Rom "ständig im Gespräch".

Scharf kritisierte Kompatscher hingegen die Aussage der Parteichefin der Rechtspartei "Brüder Italiens", Giorgia Meloni, die gemeint hatte, der Landeshauptmann könne gern in einen anderen Staat ziehen, wenn ihm Italien nicht passe. Dies erinnere ihn daran, was Hitler und Mussolini damals vereinbart hatten, sagte Kompatscher. Mit solchen Wortmeldungen befinde man sich "nicht in bester Gesellschaft".

Am 24. Mai 1915 trat das zuvor neutrale Italien in den Ersten Weltkrieg ein. Eine Schweigeminute wird am Sonntag um 15.00 Uhr in ganz Italien eingehalten, um an den Eintritt des Landes in den "Großen Krieg" zu gedenken. Eine Gedenkzeremonie ist in der Karstgemeinde Sagrado nahe Görz (Gorizia) geplant. Daran werden sich mehrere Regierungsvertreter beteiligen. Gedenkveranstaltungen sind außerdem auf den Kriegsschauplätzen in Friaul sowie im Trentino geplant. Militärmuseen und Gedenkorte werden bis zum italienischen Nationalfeiertag ab 2. Juni kostenlos zugänglich sein. Schüler werden in ganz Italien Edelweiss-Blüten aus Papier zu den Soldatenmausoleen bringen.