Bei dem Anschlag auf die Moschee in Al-Qadeeh nahe der Stadt Al-Qatif wurden am Freitag nach Angaben des saudischen Fernsehkanals Al-Arabiya 22 Gläubige getötet und 75 weitere verletzt. Der Attentäter hatte sich mit einem Sprengstoffgürtel während des Freitagsgebets in der Ali-Ibn-Abi-Taleb-Moschee in die Luft gesprengt.

In der Region Al-Qatif leben hauptsächlich Schiiten, die im sunnitischen Saudi-Arabien eine Minderheit sind. In jüngster Zeit gab es dort wiederholt religiös motivierte Versuche sunnitischer Fundamentalisten, Spannungen zu schüren.

Der Täter habe den Sprengsatz unter seiner Kleidung versteckt, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in einer von der amtlichen Nachrichtenagentur SPA verbreiteten Erklärung. Genaue Opferzahlen nannte er nicht. Nachrichtenportale zeigten Fotos von blutüberströmten Opfern sowie von Krankenwagen mit Verletzten.

In einer IS-Erklärung hieß es später, "Soldaten des Kalifats" hätten den Anschlag verübt. Ein namentlich genannter Selbstmordattentäter aus den Reihen der Jihadisten habe "einen Sprengstoffgürtel gezündet". Auch ein Foto des angeblichen Angreifers wurde veröffentlicht.

In der Erklärung des Innenministeriums hieß es, Saudi-Arabien werde alle an diesem "terroristischen Verbrechen" Beteiligten "zur Strecke bringen". Sie seien darauf aus, "die nationale Einheit zu zerstören".

Die meisten der rund zwei Millionen saudi-arabischen Schiiten leben im Osten des Landes, das mehrheitlich sunnitisch geprägt ist. Die schiitische Minderheit klagt seit langem über religiöse und soziale Diskriminierung durch das ultrakonservative Herrscherhaus. Seit Mitte März 2011 gibt es deshalb in den östlichen Landesteilen immer wieder Proteste, die von den Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagen werden.

Eine Bewohnerin von Al-Qatif, Nasima Assada, sagte, die Gläubigen in der Moschee hätten die Geburt von Imam Hussein gefeiert. Die Wut über den Anschlag sei groß. Nach zahlreichen "Hassaufrufen" in sozialen Medien im Internet sei "so etwas" befürchtet worden.

Für die Schiiten war der im Jahr 680 in der Schlacht von Kerbela getötete Hussein als direkter Nachfahre des Propheten der rechtmäßige Anführer der Muslime. Dagegen betrachten die Sunniten die Kalifen als Nachfolger Mohammeds. Die Staatsführung Saudi-Arabiens vertritt eine besonders strenge Auslegung des sunnitischen Islam, den Wahhabismus, der viele andere Muslime zu Abweichlern oder gar zu Nichtmuslimen erklärt.

Der höchste geistliche Würdenträger der saudi-arabischen Sunniten, Mufti Abdel Aziz bin Abdullah al-Sheikh verurteilte das Attentat im Fernsehen. Er sprach von einem "kriminellen Akt", der "Gräben zwischen den Söhnen unserer Nation" aufreißen und "Unruhen in unserem Land" verbreiten solle.