Die EU-Sanktionen gegen Russland könnten laut dem tschechischen Staatspräsidenten Milos Zeman bis Ende des Jahres aufgehoben werden. Zeman erklärte dies gegenüber dem russischen Rundfunk-Sender "Kommersant FM" anlässlich seines Besuches in Moskau, wo er am Wochenende an den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges teilnahm.

Die Situation in der Ukraine bezeichnete Zeman als "befriedigend", weil "der Bürgerkrieg im Lande praktisch stillgelegt wurde, auch wenn es zu lokalen Zwischenfällen kommt". Deswegen sei es möglich, die EU-Sanktionen noch heuer aufzuheben, so der tschechische Präsident. Darüber werde die EU im Sommer verhandeln. "Wir warten ab und werden sehen", so Zeman, der von Anfang an als Kritiker der EU-Sanktionen auftrat.

"Wie der spanische Bürgerkrieg"

Gegenüber den tschechischen Medien in Moskau erklärte dann Zeman, die Sanktionen könnten abgeschafft werden, sobald es gelingen werde, die Vereinbarungen aus Minsk zu verwirklichen. Den Konflikt in der Ukraine verglich Zeman mit dem spanischen Bürgerkrieg in den 1930er-Jahren. "Eine Seite wurde von Deutschland und Italien unterstützt, die andere von der damaligen Sowjetunion und zum Teil von Frankreich. Das war ein Krieg der Spanier gegen Spanier", meinte Zeman. Er habe keinen Zweifel, dass Russland die Rebellen im Osten der Ukraine auf verschiedenste Weise unterstütze, "nicht aber durch die reguläre Armee".

Der tschechische Regierungschef Bohuslav Sobotka zeigte sich über die Aussagen Zemans skeptisch. "Falls die Vereinbarungen von Minsk erfüllt werden, kann man sich vorstellen, dass die Sanktionen abgemildert oder aufgehoben werden. Ich denke aber nicht, dass das noch heuer sein wird", so der Premier gegenüber dem Tschechischen Fernsehen.