Mehrere Leichen sind in einem Schiffswrack entdeckt worden, das von Tauchereinheiten der italienischen Marine in etwa 375 Metern Tiefe in libyschen Gewässern lokalisiert wurde. Dabei handle es sich um das Wrack, das in der Nacht auf den 19. April mit circa 800 Menschen an Bord gekentert sei, sagte der Staatsanwalt in Catania auf Sizilien, Giovanni Salvi, am Freitag.

Mehrere Flüchtlinge waren unter Deck eingesperrt. Die Marine veröffentlichte ein Unterwasser-Video von dem Wrack. Unweit des Schiffes sei die Leiche eines Mannes gesichtet worden. Mehrere andere Leichen seien im Wrack und auf dem niedrigsten Deck lokalisiert worden, berichtete Salvi. Der Kutter sei schwer beschädigt, was auf eine Kollision mit dem portugiesischen Frachtschiff zurückzuführen sei, das dem Hilferuf der Flüchtlinge an Bord gefolgt war.

Die italienische Marine überprüft nun, ob die Bergung des Wracks möglich ist. "Italien wird alles Mögliche unternehmen, um die Leichen dieser Menschen zu bergen, die für die Freiheit gestorben sind", sagte der italienische Premier Matteo Renzi.

24 Leichen geborgen

Das 25 Meter lange Wrack wurde mit Sonar-Instrumenten gesichtet. Bisher wurden 24 Leichen geborgen, 28 Menschen überlebten. Zwei mutmaßliche Schlepper, der Kapitän und ein Besatzungsmitglied, wurden nach dem Unglück festgenommen.

Unterdessen ist die deutsche Bundeswehr im Rahmen ihres erst wenige Tage alten Einsatzes zur Flüchtlingsrettung im Mittelmeer am Freitag einem Boot mit 200 Menschen an Bord zu Hilfe gekommen. Die deutsche Fregatte "Hessen" habe rund 250 Kilometer südlich der italienischen Insel Lampedusa mit der Evakuierung des Holzbootes begonnen, teilte ein Sprecher des deutschen Verteidigungsministeriums laut Nachrichtenagentur AFP in Berlin mit. Die "Hessen" sowie der Versorger "Berlin" seien am Morgen von den italienischen Behörden alarmiert worden.

Die Flüchtlinge sollen den Angaben zufolge in Absprache mit der italienischen Seenotrettung in einen italienischen Hafen gebracht werden. Die "Berlin" und die "Hessen" hatten sich am Dienstagvormittag von Kreta aus auf den Weg in das Seegebiet zwischen Libyen und Italien gemacht. Sie sollen sich dort an Aktionen zur Rettung von Flüchtlingen auf See beteiligen.