Da für keine der beiden großen Parteien eine absolute Mehrheit in Sicht war, dürfte wohl kleineren Parteien die Rolle als Königsmacher zukommen. Erste Prognosen werden nach Schließung der Wahllokale um 23.00 Uhr (MESZ) erwartet. Die Sitzverteilung im Unterhaus dürfte wegen des Mehrheitswahlrechts allerdings erst am Freitag feststehen.

Cameron, Miliband, Vizepremier Nick Clegg von den Liberaldemokraten und Nigel Farage von der euroskeptischen UK Independence Party (UKIP) gaben ihre Stimme bereits am Donnerstagvormittag ab. Die rund 50.000 Wahllokale in den 650 Wahlkreisen öffneten um 8.00 Uhr (MESZ). Ein Teil der Wähler hatte schon vorher per Briefwahl abgestimmt.

Dominiert wurde der Wahlkampf vor allem von innenpolitischen Themen sowie der Einwanderungspolitik. Aber auch die Mitgliedschaft Großbritanniens in der Europäischen Union stand im Fokus. Cameron hat für den Fall einer Wiederwahl ein Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU angekündigt.

Wahlberechtigt sind mehr als 45 Millionen Briten. Umfragen zufolge hat die Schottische Nationalpartei (SNP) die Chance, drittstärkste Kraft zu werden, gefolgt von den derzeit mitregierenden Liberaldemokraten. UKIP dürfte wegen des Mehrheitswahlrechts nur eine Handvoll Mandate gewinnen, obwohl die Partei landesweit in Umfragen prozentual drittstärkste Kraft ist.

"Das wird das engste Rennen, das wir je erlebt haben", sagte Miliband am Vorabend der Wahl vor Anhängern im nordenglischen Pendle. Cameron bekräftigte, dass nur seine Konservativen eine starke und stabile Regierung bilden könnten. "Alle andere Optionen würden im Chaos enden." Denkbare Szenarien nach der Wahl sind unter anderem eine Koalition, wie sie etwa jetzt zwischen Tories und Liberaldemokraten besteht, oder eine Minderheitsregierung, die bei zentralen Abstimmungen Zugeständnisse machen müsste, um ihren Kurs durchzusetzen.

Der britische Aktienmarkt ging am Donnerstag mit leichten Verlusten in den Handel, die Preise für Anleihen gaben ebenfalls nach. Das britische Pfund notierte angesichts des unklaren Wahlausgangs leicht schwächer. "Es ist jetzt wichtig für uns, dass wir so schnell wie möglich Klarheit haben", sagte der Chef des sechstgrößten britischen Konzerns GlaxoSmithKline, Andrew Witty.

Nach einem sechs Wochen langen und zum Teil erbittert geführten Wahlkampf wurde die Wahlberichterstattung im Fernsehen am Donnerstag zurückgefahren. Die BBC und andere Sender beschäftigten sich unter anderem mit der Frage, wie sich das Wetter über den Wahltag hin entwickeln würde.