Unter den Toten sind demnach auch Frauen und Kinder. Rund 350 Familien flohen. Einem Behördensprecher zufolge begann die Gewalt nach einem Angriff von Mitgliedern des Pokot-Volkes auf ein Dorf des Turkana-Volkes, bei dem rund hundert Ziegen gestohlen worden seien. Anhänger des Turkana-Volkes wiederum werden verdächtigt, am Montag ein Pokot-Dorf angegriffen zu haben. Bei den Auseinandersetzungen wurden dem Roten Kreuz zufolge allein 54 Menschen von diesen beiden Volksgruppen getötet.

"Im 21. Jahrhundert darf es nicht sein, dass Kenianer einander umbringen", sagte der kenianische Rot-Kreuz-Chef Abbas Gullet. Insbesondere die ohnehin gesellschaftlich marginalisierten Viehzüchter dürften die Waffen nicht gegeneinander richten. Er forderte beide Seiten zu Gesprächen auf.

Im Norden Kenias sind Viehdiebstahl sowie anschließende Racheakte zwischen verfeindeten Ethnien keine Seltenheit. Die UNO hatte im Dezember vor einer Zunahme derartiger Unruhen aufgrund schwerer Dürreperioden gewarnt. Im vergangenen Jahr wurden nach UN-Angaben mindestens 310 Menschen bei Streitigkeiten um Land, Wasserressourcen und Vieh getötet. Mehr als 220.000 flüchteten vor der Gewalt zwischen den verschiedenen Volksgruppen.