Nachdem er am Dienstag in Moskau Druck für die Umsetzung des Minsker Friedensplanes gemacht hatte, traf Außenminister Sebastian Kurz am Abend in Kiew mit dem ukrainischen Außenminister Pawlo Klimko zusammen. Wie zuvor gegenüber Russland, pochte Kurz auch gegenüber Kiew auf die Umsetzung des Abkommens. Wenngleich die Kämpfe in der Folge von Minsk abgeflaut sind, wird die vereinbarte Waffenruhe regelmäßig verletzt. Es sei "falsch, Minsk totzureden", denn diese Vereinbarung sei "das einzige Tool, das wir haben".

Heute, drei Wochen nach Unterzeichnung des Abkommens, werden erstmals die darin vorgesehenen Arbeitsgruppen zusammentreten, in denen Vertreter der Ukraine, Russlands und der OSZE sich mit den Themen Sicherheit, humanitäre Hilfe, Privatisierungen, Schuldenabbau sowie mit der Vorbereitung von Regionalwahlen auseinandersetzen werden. Dass dieser Schritt so lange auf sich warten ließ, erklärte Klimkin mit der brüchigen Waffenruhe. "Wir brauchen Sicherheit, damit der politische Prozess weitergehen kann."

Als vorerst festgefahren erwies sich auch der Streit um die geplante Verfassungsreform: Russland fordert die direkte Einbindung der Separatisten in die kürzlich begonnene Reform, durch die eine Dezentralisierung zugunsten der Regionenen erreicht werden soll. Kiew verlangt zuvor von der OSZE überwachte Lokalwahlen in den Separatisten-Gebieten und will erst dann mit deren Vertretern verhandeln. Kurz forderte die Einhaltung der Waffenruhe von beiden Seiten und drängte gegenüber Klimkin auf raschere Reformen in dem von der Staatspleite bedrohten Land. Die Regierung von Präsident Poroschenko sei "auf dem richtigen Weg", so Kurz. "Aber es ist durchaus legitim, ungeduldig zu sein und mehr Tempo einzufordern."