Italien kann die Flüchtlingswelle über das Mittelmeer kaum noch bewältigen. 32.000 Migranten sind seit Jahresbeginn nach der Fahrt über das Mittelmeer in Italien eingetroffen. Dies berichtete eine Sprecherin des UN-Flüchtlingswerks UNHCR in Catania. Über 1.700 Menschen seien seit Jahresbeginn im Mittelmeer ums Leben gekommen.

In den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden mehr als die Hälfte der Todesopfer des Gesamtjahres 2014 registriert."Alle Flüchtlinge, die in Catania eintreffen, berichten über eine wesentliche Verschlechterung der Fahrtbedingungen. Auf den Schiffen werden immer mehr Menschen an Bord eingepfercht, sie werden geschlagen und misshandelt", berichtete die UNHCR-Sprecherin im Gespräch mit der APA. Viele Flüchtlinge würden oft ins Meer springen, sobald sie Schiffe der italienischen Marine oder Küstenwache sehen, in der Hoffnung rascher gerettet zu werden. Dabei würden viele Flüchtlinge ums Leben kommen.

Besonders schwierig ist die Lage in Catania, wo wöchentlich bis zu 1.200 Migranten eintreffen. "Catania und Sizilien sind seit zwei Jahren mit einer massiven Flüchtlingswelle konfrontiert. Leider beschäftigt sich die internationale Öffentlichkeit mit diesem humanitäre Notstand nur, wenn es zu Flüchtlingstragödien mit hunderten Flüchtlingen kommt", klagte der Vize-Bürgermeister von Catania, Mario Consoli, bei einem Treffen mit der Grünen-Chefin Eva Glawischnig, die sich am Dienstag und Mittwoch gemeinsam mit dem Grünen EU-Abgeordneten Michel Reimon auf Sizilien ein Bild der Flüchtlingsproblematik machte.

Die beim EU-Gipfeltreffen zur Flüchtlingsproblematik beschlossene finanzielle Aufstockung des EU-Grenzschutzeinsatzes "Triton" genüge nicht zur Bewältigung des humanitären Notstands in Süditalien, warnte Consoli. "Triton ist nicht die richtige Antwort auf die Flüchtlingsproblematik. Es besteht die Gefahr, dass die Lage nicht nur hier auf Sizilien, sondern in ganz Europa explodiert. Man muss für die Migranten und die europäischen Sicherheit die europäischen Einwanderungsregeln radikal ändern", meinte Consoli.

Laut dem Vizebürgermeister der zweitgrößten sizilianischen Stadt müsse man ein "Filtersystem" in den afrikanischen Herkunfts- und Abfahrtsländern der Migranten organisieren. "NGOs müssen vor Ort feststellen, wer schutzbedürftig ist und wer legal nach Europa einwandern darf", betonte Consoli. Zugleich forderte er eine Versetzung des Frontex-Hauptsitzes nach Sizilien. "Auf Sizilien befinden sich zwar einige Frontex-Funktionäre. Wir fordern jedoch einen operativen Frontex-Sitz, der hier auf Sizilien die Rettungsaktion der Flüchtlinge koordinieren soll", so Consoli.