"Daher gewöhnt man sich daran, dass man alles tun kann und alles tun sollte, denn wenn sie dich ins Gefängnis stecken können, allein weil du in einer Kirche getanzt hast, hat es keinen Sinn, Angst zu haben."

Die beiden gründeten vor einigen Monaten ein alternatives Medium, Media Zona. "Ernsthafter Journalismus in Russland hat ein Punk-Element", sagte Aljochina, die mit Tolokonnikowa auf der Internetkonferenz Re:publica sprach.

Die beiden veröffentlichten vor Kurzem ein Video, in dem sie den Fall des in den USA durch Polizeigewalt getöteten Eric Garner aufgriffen. Seine letzten Worte "I can't breathe" (Ich kann nicht atmen) werden in dem Video immer wiederholt, während die beiden Aktivistinnen lebendig begraben werden. "In diesem Lied geht es um uns und den unabhängigen Protest in Russland", sagte Aljochina. "So ähnlich fühlen wir uns."

Aljochina und Tolokonnikowa waren am im Dezember 2013 nach fast zwei Jahren Haft aus einem russischen Straflager entlassen worden. Die beiden Aktivistinnen hatten im Februar 2012 an einem "Punkgebet" in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale teilgenommen, das sich gegen Kreml-Chef Wladimir Putin richtete. Sie wurden darauf wegen "Rowdytums" zu der Lagerhaft verurteilt, bis eine Amnestie griff.

Unterdessen haben Menschenrechtler in Russland wegen der vielen Würdigungen für Sowjetdiktator Josef Stalin (1879-1953) ein Verbot des Personenkults gefordert. "Die Verbrechen Stalins sind beispiellos in der heimischen Geschichte", erklärte die Organisation Memorial am Dienstag in Moskau. Es sei unerträglich, dass der für den Tod von Millionen Menschen verantwortliche Diktator auf öffentlichen Plätzen mit Porträts und bisweilen auch Denkmälern gewürdigt werde.