Israelische Soldaten haben ihrer Armee teilweise lockere Einsatzregeln und Vorschriften über den Gebrauch von Schusswaffen während des jüngsten Gaza-Kriegs vorgeworfen. Die Organisation "Breaking the Silence" (Das Schweigen brechen) veröffentlichte am Montag Zeugenaussagen von 70 Soldaten, die allerdings ihre Namen nicht nennen wollten.

In einer Reaktion der israelischen Armee hieß es, "Breaking the Silence" habe sich geweigert, Beweise für die Vorwürfe vorzulegen. Ihre Untersuchung sei daher unmöglich. Das Militär untersuche selbst Berichte über Verstöße seiner Soldaten während des Gaza-Kriegs.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat nicht nur Israel, sondern auch der im Gazastreifen herrschenden palästinensischen Hamas Kriegsverbrechen im Gaza-Krieg vorgeworfen. Hamas-Kämpfer hatten im Juni und August 2014 Tausende Raketen und Granaten auf Wohngebiete in Israel abgefeuert.

2200 Tote

Einige der israelischen Soldaten berichteten, ihre Kommandanten hätten ihnen gesagt, sie könnten in den meisten Fällen ohneweiters das Feuer eröffnen. Dies sei damit begründet worden, dass die palästinensischen Zivilisten vorher angewiesen worden seien, die umkämpften Gebiete im Gazastreifen zu verlassen. Während der 50-tägigen Kämpfe waren mehr als 2.200 Palästinenser - ein Großteil davon Zivilisten - und mehr als 70 Israelis getötet worden.

Es seien auch kaum Anstrengungen unternommen worden, Schäden an der palästinensischen Infrastruktur und an Privatgebäuden zu verhindern, heißt es in dem Bericht. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden während des 50-tägigen Kriegs 18.000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt.

Moralische Schranken

"Alle zwei, drei Jahre rücken wir wieder für eine neue Runde des Kämpfens nach Gaza ein", sagte Yehuda Shaul, Gründer der Organisation. Stets würden neue moralische Schranken gebrochen, kritisierte er.

Die Mitglieder von "Breaking the Silence" - viele davon Soldaten oder Reservisten - berichten regelmäßig in Videoaufnahmen von ihren Erlebnissen in den besetzten Gebieten. Damit wollen sie die eigene Bevölkerung aufrütteln und auf die schwierigen Zustände in Ostjerusalem, im Westjordanland und Gazastreifen aufmerksam machen.